Apple vs. Epic: Apple-Marketingchef wollte App Store für Entwickler verbilligen

Apple erhält weltweit Druck wegen des Zwangs zur Nutzung seines Softwareladens. Phil Schiller hatte schon 2011 die Idee, das Thema zu entschärfen.

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Apple-Marketingchef Phil Schiller tritt zurück

Phil Schiller ist mittlerweile "Apple Fellow" und nur noch teilweise am Management beteiligt.

(Bild: dpa, Tony Avelar/EPA/dpa)

Lesezeit: 3 Min.

Apples aktueller Kampf mit Regulierungsbehörden und Software-Anbietern auf der ganzen Welt um die Gebühren im App Store (und den Zwang zu dessen Verwendung auf iPhone, iPad, Apple Watch und Apple TV) hätte womöglich nicht sein müssen, wenn das Management des Konzerns auf seinen Marketingchef gehört hatte – und zwar vor ziemlich genau einem Jahrzehnt. Das geht aus E-Mails hervor, die im Rahmen des Prozesses zwischen dem iPhone-Hersteller und Epic Games aufgetaucht sind.

Demnach hat Phil Schiller, mittlerweile als Senior Vice President of Worldwide Marketing abgetreten und nur noch als als "Apple Fellow" tätig (der allerdings noch immer großen Einfluss hat), im Juli 2011 in einer E-Mail vorgeschlagen, den Provisionssatz im App Store deutlich zu reduzieren. Mit "Gedankenfutter" ("Food for thought") ist die Nachricht überschrieben, die direkt an Dienste-Boss Eddy Cue und den einige Monate später verstorbenen Konzernchef Steve Jobs gerichtet war.

Die E-Mail stellt die Frage, ob Apple den noch immer aktuellen 70/30-Splitt zwischen App-Entwickler und Konzern weiterverwenden soll. Er sei ein "fester Unterstützer" der Regelung – auch, dass sie über alle App-Läden gelte. Er glaube aber nicht, dass die Provision "unverändert für immer" gelten werde. Er glaube, dass es "eines Tages eine so große Herausforderung einer anderen Plattform" gebe – sei es nun Google mit einem Sonderangebot oder ein Web-basiertes Modell –, dass Apple agieren muss.

Eine Reduzierung des Beitrags solle aus einer "Position der Stärke" erfolgen, so Schiller weiter, das müsse man "zu unserem Vorteil so stark wie möglich" nutzen. Interessanterweise nennt Schiller konkrete Zahlen. "Nur als ein Gedanke, sobald wir mehr als eine Milliarde US-Dollar im Jahr an Gewinn vom App Store machen, ist das genug darüber nachzudenken." Dann könne man etwa auf 75/25 oder 80/20 reduzieren. "Ich weiß, dass das umstritten ist, aber ich versuche, es nur als eine andere Art der Betrachtungsweise der Größe des Geschäftes darzulegen."

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Tatsächlich hat Apple den Milliardengewinn aus dem App Store schon seit vielen Jahren überschritten. Der Softwareladen ist für den Konzern enorm profitabel. Das Dienstegeschäft, dessen Teil er ist, wächst Jahr um Jahr, im letzten Quartal wurden fast 17 Milliarden US-Dollar Umsatz geschrieben.

Apple reduziert den Satz von 30 auf 15 Prozent bei Nutzern, die ein Abo über mehr als ein Jahr nutzen; weiterhin gibt es inzwischen 15 Prozent für App-Anbieter mit Umsätzen die bei maximal einer Million Dollar liegen. Kartellbehörden und Wettbewerbshüter aus aller Welt gehen derzeit gegen Apple vor – vor allem aufgrund der Tatsache, dass das Unternehmen Entwickler in seinen App Store zwingt. Allerdings wäre dieser Zwang bei einer geringeren Provision sicherlich leichter vertretbar – wenn das Management auf Schiller gehört hätte.

(bsc)