Die private Arbeitsumgebung günstig aufrüsten

So machen Sie ihr Homeoffice mit geringem finanziellen Aufwand fitter für den Arbeitsalltag und gestalten es dabei möglichst ergonomisch.

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Inhaltsverzeichnis

Auch wenn es derzeit so aussieht, als könnten wir die Pandemie nach dem Sommer hinter uns lassen, werden viele danach zumindest tageweise weiter von zu Hause aus arbeiten. Bevor nun aus dem provisorischen Büro ein fester Arbeitsplatz wird, sollten Sie Netzwerk, PC und Peripherie fit für den Dauereinsatz machen. Wir haben Tipps, Geräte und Tests zusammengetragen, die Ihnen bei der Aufrüstung und Umgestaltung helfen und nicht zu teuer sind.

Homeoffice günstig upgraden

Müssen Sie häufig zwischen Zuhause und Büro pendeln, achten Sie auf ein möglichst leichtes, aber ausreichend leistungsstarkes Notebook. Wir empfehlen mindestens einen Vierkernprozessor der letzten zwei CPU-Generationen von AMD (Ryzen 4000/5000) oder Intel (10./11. Core-i-Generation); bei vielen dieser Notebooks stimmen auch Bildschirmqualität und Schnittstellenausstattung. 8 GByte Arbeitsspeicher sind bei solchen Geräten üblich und genügen oft. Wer sehr viele Anwendungen oder Browser-Tabs parallel öffnet, sollte eher 16 GByte RAM wählen. SSDs für schnelle Programmstarts haben die Festplatte inzwischen fast überall abgelöst. Für ein solches Notebook sollten Sie 600 Euro einkalkulieren.

Wenn Sie dagegen zwei separate Rechner für daheim und im Büro nutzen und einen Monitor besitzen, empfiehlt sich für zu Hause ein Mini-PC: Der ist deutlich preiswerter als ein ähnlich leistungsfähiges Notebook und beansprucht wenig Platz auf dem Schreibtisch. Wir haben für Sie Auswahlkriterien für Mini-PCs zusammengestellt. Wenn Sie den kompakten PC mit einer speziellen Halterung am Monitorrücken befestigen, verschwindet er komplett aus dem Sichtfeld. So können Sie auch Kabelsalat verhindern – gerade am kleinen Arbeitsplatz ist das unter Sicherheitsaspekten ein wichtiges Kriterium.

Verbinden Sie ein Notebook am besten per USB-C mit dem Monitor – dann muss das Netzteil nicht jedes Mal mit ins Büro pendeln. Hat ihr derzeitiger Monitor keinen USB-C-Eingang, stellt ein kleines USB-Dock die gewünschten Signaleingänge bereit. Wir testen sechs handliche Dockingstationen für USB-C. Darüber bindet man auch gleich andere Peripheriegeräte wie Tastatur, Maus und Webcam an.

Kompakte Mobildisplays empfehlen sich als preiswerte und Platz sparende Erweiterung für das Notebook.

Gönnen Sie sich einen Monitor mit mindestens 24 Zoll Diagonale und hoher Auflösung. Hinweise zur Monitorauswahl haben wir für Sie zusammengetragen. Falls Sie nur sehr selten daheim arbeiten und dabei mit dem Notebook am Küchentisch oder anderen (wechselnden) Plätzen sitzen, können Sie das Notebook-Display um einen kleinen portablen Monitor ergänzen. Wird dieser per USB-C angeschlossen, benötigen Sie kein zweites Netzteil, denn das Notebook versorgt den kompakten Erweiterungsschirm per USB-C Power Delivery gleich mit. Es gibt solche Mobildisplays auch mit HDMI-Eingang, allerdings benötigen diese eine eigene Stromversorgung.

Das Zubehör für Videokonferenzen sollte ihr Homeoffice mit wenigen Handgriffen in ein ausreichend helles Videostudio verwandeln. Webcams sind inzwischen wieder zu akzeptablen Preisen verfügbar, Leuchten ebenfalls. Für die Webcam empfehlen wir Full-HD-Auflösung und eine variable Brennweite mit Autofokus; man bekommt dies ab etwa 60 Euro. Sehr preiswerte Webcams mit großer Festbrennweite verzerren die Bilder kissenförmig und gewähren einen großzügigen Blick ins private Arbeitszimmer; das Gesicht geht in dieser Kulisse oft unter. In unseren Webcam-Tests haben sich die Kameras von Logitech als besonders unkompliziert herausgestellt. Platzieren Sie die Webcam ungefähr in Augenhöhe und sorgen Sie für ausreichend Licht.

Webcams wie die C920 von Logitech reagieren automatisch auf Lichtänderungen und halten das Gesicht des Nutzers im Fokus.

Wer häufig beruflich vor die Kamera treten muss, braucht im Arbeitszimmer zusätzliche Lampen, die das Gesicht möglichst gleichmäßig ausleuchten. Diffuses weißes Licht schmeichelt dem Gesicht und glättet Falten. Die eingestellte Farbtemperatur der Lampe sollte zum Tageslicht im Zimmer passen. Kleine Ringleuchten fürs Notebook bekommt man bereits ab 15 Euro, LED-Sets für den Schreibtisch ab etwa 65 Euro. In einem Test von Videoleuchten haben wir aufgezeigt, was Sie bei der Auswahl beachten sollten und welche Lampen sich je nach Einsatzgebiet empfehlen.

Statt einer Webcam können Sie auch die Kamera Ihres Smartphones oder eine Actioncam für Videokonferenzen nutzen. Dafür benötigen Sie eine passende App und für den Schreibtisch ein Stativ oder eine Halterung, damit Sie nicht ungünstig von oben auf die anderen Meeting-Teilnehmer herabschauen. Wie Sie das Smartphone fürs Videomeeting umfunktionieren, haben wir für Sie beschrieben, genauso wie den Einsatz der Actioncam.

Schon ein preiswertes Ringlicht, das Ihr Gesicht gleichmäßig ausleuchtet, verbessert Ihre Präsenz in Videomeetings deutlich.

Die in Webcams eingebauten Mikrofone reichen für den schnellen Austausch, taugen aber kaum für längere Videokonferenzen. Weil die Raumreflexion ab- und die Soundqualität zunimmt, je näher sich das Mikrofon am Mund befindet, klingen selbst preiswerte Headsets meist besser als die Mikros in Webcam oder Notebook. Sie sollten den Mikrofonarm des Headsets so ausrichten, dass er zwei bis drei Zentimeter neben dem Mund schwebt – Bartträger entfernen ihn mindestens einen Zentimeter von den Haarspitzen.

Headsets mit akzeptabler Soundqualität für Videokonferenzen bekommt man ab etwa 25 Euro, bessere ab 50 Euro. Ob Sie zu In-Ear, On-Ear- oder Over-Ear-Modellen greifen, bleibt Geschmackssache. Bluetooth-Headsets und -Mikrofone gewähren mehr Bewegungsfreiheit, klingen unserer Erfahrung nach aber oft schlechter. Außerdem fallen sie bei geringem Akkustand schon mal mitten im Gespräch aus und manche verursachen Latenzen. Wer den ganzen Tag in Videokonferenzen sitzt, braucht besonders bequeme Kopfhörer, wie wir sie getestet haben.

Besonderes Augenmerk legen wir zudem auf die heimische Netzwerkinfrastruktur. Wie Sie Ihr Heimnetz für Videokonferenzen optimieren, haben wir in einem eigenen Artikel für Sie zusammengefasst.

Die optimale Tastatur und Maus sind eine sehr individuelle Sache. Manch ein c’t-Kollege gibt sich als Tastaturfetischist zu erkennen, anderen ist das Eingabegerät nahezu egal. Einige Tipps zur Auswahl der Eingabegeräte bringen Ihnen die wesentlichen Unterschiede zwischen den diversen Tastenbrettern und Mäusen nahe und erleichtern die Auswahl.

Auch wenn es zunehmend digitaler wird, möchten manche im Homeoffice etwas ausdrucken. Dafür reicht ein genügsamer Tintenstrahler, der keine hohen Kosten verursacht – es gibt sie ab etwa 70 Euro – und direkt am Arbeitsplatz stehen kann. Meist handelt es sich um Kombi-Geräte, die auch einen Scanner integrieren. Damit können Sie per Schneckenpost zugestellte Briefe gleich für die Ablage digitalisieren. Wir leisten Hilfe bei der Auswahl des passenden Multifunktionsdruckers.

Besonderes Augenmerk sollten Sie auf die Ergonomie legen: Rückenschmerzen und andere "Bürokrankheiten" nehmen seit dem Homeoffice-Boom zu. Oft hilft bereits ein bequemer Schreibtischstuhl; Balance und einen geraden Rücken fördert ein lehnenloser Hocker. Die früher beliebten aufblasbaren Sitzkugeln haben sich als recht gefährlich herausgestellt; für sie sollte man zumindest ausreichend viel Platz hinterm Schreibtisch vorsehen und einen kleinen Ring darunterlegen, um den Ausweichradius des Balls zu begrenzen.

Der ergonomische Gaming-Stuhl von Herman Miller taugt auch als Büromöbel, reißt allerdings ein tiefes Loch in die Geldbörse.

Wer ab und an im Stehen arbeiten möchte, kann sich mit einem höhenverstellbaren Tischaufsatz behelfen. Damit lässt sich auch der Küchentisch mit wenigen Griffen ergonomischer gestalten. Wir haben uns solche Tischaufsätze näher angeschaut. Am festen Arbeitsplatz können Sie die vorhandene Tischplatte mit einem preiswerten hochfahrbaren Tischuntergestell aufwerten. Fertig montierte, elektrisch höhenverstellbare Tische sind je nach Größe etwas teurer.

c’t Ausgabe 15/2021

In c't 15/2021 haben wir Chromebooks getestet und deren Betriebssystem Chrome OS auf den Zahn gefühlt, das längst mehr als nur ein Browser ist. Außerdem zeigen wir, wie Sie Ihr Homeoffice kostengünstig und umfassend aufrüsten können – vom PC über die Peripheriegeräte bis zum Netzwerk. Zum Homeoffice passende Mobilfunktarife, die 15 GByte oder mehr bieten, hat c’t-Redakteur Urs Mansmann getestet. Außerdem erklären wir das Kryptografie-Lerntool CrypTool 2, haben Premium-Notebooks getestet und uns ESPHome angesehen, eine Low-Code-Lösung für Smart-Home-Projekte. c't 15/2021 finden Sie ab dem 2. Juli im Heise-Shop und am gut sortierten Zeitschriftenkiosk.

(uk)