Diess zu Tempo 130: Alle schwärmen vom Freiheitsgefühl auf deutschen Autobahnen

Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess findet, mit einem Tempolimit würde Deutschland einen Wettbewerbsvorteil aufgeben.

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SPD und Grüne sind für Tempo 130 auf deutschen Autobahnen, die Linke will 120.

(Bild: Seton)

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Volkswagen-Chef Herbert Diess meint, Deutschland habe einen Wettbewerbsvorteil, den es nicht leichtfertig aufgeben sollte. Damit meint er ein nicht bestehendes allgemeines Tempolimit auf den deutschen Autobahnen, über das in den jüngsten Tagen wieder breiter diskutiert wird.

"Deutschland steht wie kein anderes Land für individuelle Freiheit. Egal, wo man auf der Welt ist, alle schwärmen vom Freiheitsgefühl auf deutschen Autobahnen", sagte Diess dem Handelsblatt. Die Debatte über ein Tempolimit müsse offen geführt werden. "Wir würden sehr viel aufgeben, wenn wir uns – wie von den Grünen und der SPD vorgeschlagen – auf 130 Stundenkilometer beschränken würden."

Die freien Autobahnen hätten viel Ingenieurskunst hervorgebracht, sie böten gerade für Premiumhersteller optimale Bedingungen. Deshalb sei das Premiumsegment fast komplett in deutscher Hand. In den USA mit ihrem Tempolimit von 55 Mph (knapp 90 km/h) gebe es doppelt so viele Verkehrstote wie hierzulande. Angesichts technischer Entwicklungen wie Verkehrsleitsystemen und autonomem Fahren kann Diess sich nicht vorstellen, dass es in 15 Jahren noch Verkehrsunfälle in nennenswertem Ausmaß geben werde.

Falls nach der kommenden Bundestagswahl ein Tempolimit eingeführt würde, sei sein Konzern vorbereitet, denn Volkswagen exportiere bereits in Länder mit Geschwindigkeitsbegrenzung. Und in der elektrischen Welt, auf die Volkswagen zusteuere, werde ohnehin langsamer gefahren, weil die Autos mit höherem Tempo an Reichweite verlören.

Lesen Sie dazu den "Klartext":

Der Kanzlerkandidat von CDU und CSU Armin Laschet hatte jüngst die Diskussion über ein Tempolimit als unsinnig bezeichnet. "Wir brauchen keine Verbote oder Ideologien, wir setzen auf Vernunft und Innovationen", sagte er dem RND. Die SPD hat in ihrem Zukunftsprogramm festgehalten, ein Tempolimit von 130 km/h einführen zu wollen. FDP-Vizevorsitzender Wolfgang Kubicki erwiderte dem Grünen-Mitchef Robert Habeck: "Wer im Angesicht einer der schwersten ökonomischen Krisen der Bundesrepublik jetzt ein Tempolimit fordert, lebt politisch hinter dem Mond." Die Linke fordert Tempo 120 auf deutschen Autobahnen und bezeichnet die Grünen mit ihrer Forderung nach Tempo 130 als hasenfüßig.

(anw)