Nach Corona: Energieagentur warnt vor neuem Allzeithoch bei CO2-Ausstoß

Weltweit sind laut der Internationalen Energieagentur nur zwei Prozent der nationalen Corona-Konjunkturprogramme für die Energiewende vorgesehen.

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Windräder in der Hemelinger Marsch.

(Bild: heise online / anw)

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Die Internationale Energieagentur (IEA) schlägt nach einer Analyse der globalen Corona-Hilfsprogramme Alarm: Weltweit setzten Regierungen "ein beispielloses Ausmaß an finanzieller Unterstützung" ein, um ihre Volkswirtschaften nach der Corona-Krise zu stabilisieren und wieder aufzubauen, erklärte die IEA. Aber nur etwa zwei Prozent dieser Ausgaben würden für Maßnahmen im Bereich der sauberen Energien aufgewendet.

In Zahlen heißt dies laut der IEA: Von etwa 16 Billionen US-Dollar (rund 13,6 Billionen Euro) an staatlichen Hilfsmaßnahmen und damit mobilisierten privaten Investitionen sollen nur 380 Milliarden US-Dollar in den Ausbau der Erneuerbaren Energien fließen. Würden die Aufbaupakete und die damit verknüpften Projekte planmäßig umgesetzt, erreichten die globalen CO2-Emissionen so 2023 ein neues Rekordniveau und stiegen in den Folgejahren weiter. Damit wäre die Welt weit von dem Weg zu Netto-Null-Emissionen und der damit verknüpften Treibhausgas-Neutralität bis 2050 entfernt.

Diese Ergebnisse stammen aus einer neuen globalen Datenbank, die die IEA parallel online gestellt hat. Dieser "Sustainable Recovery Tracker" soll politischen Entscheidungsträgern die Einschätzung erleichtern, inwieweit die Konjunkturpläne die Klimaproblematik voranbringen. Das Online-Werkzeug sieht die Agentur als Beitrag zum G20-Ministertreffen zu Umwelt, Klima und Energie in Neapel, das am 22. und 23. Juli unter italienischer Präsidentschaft stattfindet.

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Mit dem Monitor überwacht die IEA Regierungsausgaben, die für eine nachhaltige Konjunkturbelebung bereitgestellt werden. Parallel schätzt sie ab, wie sehr diese Ausgaben die Gesamtinvestitionen in saubere Energie ankurbeln und in welchem Maße dies die Entwicklung der globalen CO2-Emissionen beeinflusst. In die Analyse sollen über 800 nationale Richtlinien für Corona-Hilfsprogramme eingeflossen sein, die öffentlich zugänglich sind.

In den frühen Phasen der Pandemie hatte die IEA bereits einen nachhaltigen Konjunkturplan in Kooperation mit dem Internationalen Währungsfonds herausgegeben. Sie empfahl darin weltweit Ausgaben in Höhe von einer Billion US-Dollar für Maßnahmen im Bereich der Erneuerbaren, die in den nationalen Programmen eine wichtige Rolle spielen sollten. Entsprechende Investitionen hätten demnach das globale Wirtschaftswachstum ankurbeln, Millionen von Arbeitsplätzen schaffen und die Welt auf den Weg bringen können, die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen.

Laut der Datenbank erhalten aber alle im IEA-Plan hervorgehobenen Schlüsselsektoren "nur unzureichende Aufmerksamkeit von politischen Entscheidungsträgern". So würden bloß 35 Prozent der Mittel für saubere Energie freigegeben, die man eigentlich als nötig erachtet habe.

Auf Basis der Datenbank verweist die Agentur auch auf große geografische Unterschiede, die sich bei den Investitionen in die Erneuerbaren abzeichneten. Der Großteil der Mittel werde in den weit entwickelten Volkswirtschaften mobilisiert, die sich 60 Prozent des im nachhaltigen Konjunkturprogramm vorgesehenen Investitionsniveaus näherten. Schwellen- und Entwicklungsländer, von denen viele nur einen begrenzten fiskalischen Spielraum hätten, kämen dagegen bisher nur auf etwa 20 Prozent der empfohlenen Ausgabenhöhe.

Das europäische Corona-Konjunkturprogramm ("Next Generation EU") sieht vor, dass die Mitgliedstaaten aus dem großen Fördertopf von insgesamt 672,5 Milliarden Euro national 37 Prozent für den Klimaschutz und 20 Prozent für Digitales ausgeben müssen. Die Bundesregierung erklärte bei der Vorlage ihres Aufbauplans, Deutschland werde diese ehrgeizigen Zielvorgaben aus Brüssel übertreffen.

"Seit dem Ausbruch der Covid-19-Krise haben viele Regierungen zwar darüber gesprochen, wie wichtig es ist, wieder stärker eine saubere Zukunft aufzubauen", beklagt IEA-Direktor Fatih Birol. Viele von ihnen hätten ihren Worten aber keine Taten folgen lassen. Die vorgesehenen Investitionen in die Erneuerbaren seien nicht einmal genug, um zu verhindern, dass die globalen Emissionen wieder rekordmäßig steigen. Die Staaten müssten ihre Ausgaben und Maßnahmen schnell erhöhen, um die in Paris 2015 eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen und das kurze verbliebene Zeitfenster zum Erreichen der Klimaneutralität zu nutzen.

(jk)