Chatbot soll Impfskeptiker überzeugen

IBM-Technik aus dem "Project Debater" dampft unterschiedlich formulierte Fragen auf eine begrenzte Zahl von Anliegen ein.

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(Bild: FabrikaSimf/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

"Ich verstehe Dich. Du wirst nicht gechipt oder manipuliert, wenn Du eine COVID-19-Impfung bekommst. Es gibt keine Tracking-Mechanismen im Impfstoff."

Vermutlich, weil sie es leid waren, solche Sätze immer wieder zu wiederholen, haben Forscherinnen und Forscher des International Vaccine Access Centers die Überzeugungsarbeit an Impfskeptikern an eine Maschine delegiert. Sie fütterten einen Chatbot mit rund 150 Anliegen und 300 Antworten rund um COVID-19-Impfungen. Die Antworten stammen von Expertinnen und Experten der Johns Hopkins University. Alle Fragen und Antworten kann man sich auch auf einen Blick anzeigen lassen.

Der Chatbot namens Vira ("Vaccine Information Resource Assistant") soll vor allem junge Menschen ansprechen und entsprechend locker rüberkommen. Basierend auf den Fragen der Nutzer soll der Dialog laufend ausgebaut werden.

Die Technik dahinter stammt von IBM. Ihr Herzstück ist die "Key Point Analysis", eines der Ergebnisse des "Project Debater". Es dient dazu, unterschiedlichste Formulierungen des gleichen Anliegens zu erkennen und auf eine zentrale Frage einzudampfen.

Eine kleine Stichprobe ergab: Tatsächlich versteht der englischsprachige Bot die meisten einschlägigen Fragen auf Anhieb, ohne dass man sie mehrfach umformulieren müsste – selbst mit Vertippern und Buchstabendrehern. Zudem besitzt der Bot ein Gedächtnis für den Verlauf des Gesprächs. Stellt man eine Frage zum zweiten Mal, variiert er seine Antwort: "I apologize if this is repetitive. There are no microchips in the COVID-19 vaccines. The only purpose of the vaccine is to protect you."

Und sollte die Datenbank einmal keine unmittelbar passende Antwort finden, ist der Bot trotzdem auf der richtigen Spur. Auf die Frage "I am 11. Is it safe to be vaccinated?" antwortet er zwar mit "I'm sorry, but I'm not sure I understood your point", legt aber eine Liste vor mit anklickbaren, vorformulierten Fragen wie "Can children get the vaccine?" Dann antwortet er: "No COVID-19 vaccine has been authorized for children younger than 12."

Eine Liste mit vorgegebenen Fragen erscheint auch, wenn man bei einer Antwort das "Daumen runter"-Symbol anklickt. Direkte Nachfragen stellen kann man nicht, denn nach der ersten Antwort wird das Eingabefeld deaktiviert. Von einem wirklichen Dialog kann also nicht die Rede sein. Aber auf diese Weise bleibt das Gespräch immer eng am Thema und schweift nicht ab.

Die Macher wollen ähnliche Chatbots entwickeln, um Individuen "besser informierte Entscheidungen" zu Themen wie Rauchen, Blutspende oder Wahlen zu ermöglichen, wie es in den FAQs heißt. (grh)