Apple soll "Doppelagenten" in Leaker-Gemeinde gehabt haben

Ein Mitglied der Szene, die regelmäßig Infos zu unveröffentlichten Geräten veröffentlicht, soll selbst andere Leaker ausspioniert haben – für Apple.

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Craig Federighi

Kein Leaker, sondern Apples Softwareboss Craig Federighi.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Apples Vorgehen gegen Produkteleaks scheint eine neue Stufe erreicht zu haben. Einem durchaus abenteuerlich klingenden Bericht zufolge, den das IT-Blog Motherboard (Teil des US-Magazins Vice) veröffentlicht hat, soll der Konzern mittlerweile "Doppelagenten" beschäftigen. Diese sind in der Leaker-Szene aktiv, spionierten gleichzeitig aber deren Mitglieder aus – für den Konzern. Mindestens ein solcher "Doppelagent" soll nun aufgeflogen sein, er habe sich mehr als ein Jahr lang in der Leaking- und Jailbreaking-Gemeinde aufgehalten, hieß es.

Die Person, um die es in der Geschichte geht, trägt den Nicknamen "YRH04E". Er soll im Netz unter anderem mit internen Apple-Informationen geprotzt sowie gestohlene Prototypen auf Plattformen wie Discord oder Twitter angeboten haben. Er war damit Teil der sogenannten Apple-Internal-Gemeinschaft, die unter anderem auch geleakte Apps und interne Handbücher publiziert. Neben seiner offenen Tätigkeit in der Szene hatte YRH04E aber einen Deal mit Apples hauseigener Global-Security-Abteilung, die unter anderem aus Ex-Polizisten besteht. YRH04E reichte unter anderem weiter, wer Infos leakte, welche Journalisten Beziehungen zu Leakern und Verkäufern von Informationen und Prototypen aufgebaut hätten sowie "alles andere was [Apple] für interessant und verfolgenswert" hielt.

Enttarnt wurde YRH04E, der in Wahrheit Andrey S. heißt, nicht – stattdessen offenbarte er sich gegenüber Motherboard, wo man seine Informationen nachprüfen konnte. Er habe das Gefühl gehabt, von Apple ausgenutzt worden zu sein. Angeblich bekam er für seinen Job nämlich keine Entlohnung. Er habe sich deshalb offenbart, weil ihm schließlich klar geworden sei, dass "diese Beziehung nie meine Seite oder mich als Person berücksichtigt hat".

S. zeigte gegenüber Motherboard unter anderem E-Mails und Textnachrichten zwischen ihm und Apples Global Security als Beweis. Die Header sollen korrekt gewesen sein. Die Beziehung startete, nachdem sich S. bei Apple wegen einer Phishing-Kampagne gegen Mitarbeiter von Apple-Läden gemeldet hatte. Mitte 2020 habe er dann versucht, Apple bei einigen der schlimmsten Leaks der jüngeren Geschichte zu helfen – der Tatsache, dass iOS 14 vorab ins Netz geriet.

S. soll dann Infos an Apple gegeben haben, die dabei halfen, einen der "Täter" zu finden. Weiterhin half S. eigenen Angaben zufolge dabei, einen Apple-Mitarbeiter aus Deutschland zu überführen, der an Apple Maps arbeitete. Er soll angeblich angeboten haben, internes Material aus Apples Netzwerk zu verkaufen – beziehungsweise den Zugriff auf einen entsprechenden Account für dienstliche Mails und anderes interne Material. Die Person soll von Apple mittlerweile gefeuert worden sein.

S. soll Apple später gefragt haben, ob es finanzielle Kompensation für seine Arbeit gebe. Apple habe sich dazu nicht festlegen wollen. "Ich wollte einfach einmal gehört werden und diese Geschichte entspricht der Wahrheit", so S. Ihm sei es egal, was andere in der Szene von ihm als "Doppelagenten" dächten.

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(bsc)