China verbietet Online-Spiele für Jugendliche fast völlig

Außer Freitag, Samstag und Sonntag von 20 bis 21 Uhr sind Online-Spiele in der Volksrepublik China fortan Erwachsenen vorbehalten. Das Verbot gilt ab Mittwoch.

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Chinesisches Propagandaposter mit einer Frau, einem Mann und einem Mädchen

"Die Nation muss erneuert werden, kleine Mäuler müssen kontrolliert werden." Chinesisches Propagandaposter, zirka 1970, für die damalige Ein-Kind-Politik

(Bild: Beijing Centre for Communication and Education for Family Planning)

Lesezeit: 2 Min.

Die Volksrepublik China verbietet Online-Spiele für Personen unter 18 Jahren fast völlig. Ab 1. September dürfen Minderjährige nur noch an Freitagen, Samstagen, sowie Sonn-und Feiertagen spielen, und selbst das nur zwischen 20 und 21 Uhr. Bislang waren eineinhalb Stunden pro Tag und drei Stunden an Feiertagen gestattet.

Laut offiziellen Angaben soll das Verbot "die körperliche und geistige Gesundheit Minderjähriger" schützen. Es ist mit einem strikten Registrierungszwang verbunden. Online-Spiele ohne vorherige Nutzerregistrierung unter Klarnamen sind in der Diktatur seit 2019 illegal. Zahlungen dürfen nur über bestimmte, staatlich vorgegebene Schnittstellen erfolgen.

Anfang des Monats hatte Economic Information Daily, eine Zeitung der staatlichen chinesischen Nachrichtenagentur, Online-Gaming verteufelt und nach strengerer Regulierung gerufen. In dem Artikel wurden Computerspiele als schädlich für die Entwicklung von Kindern dargestellt. Es handle sich um "Opium für den Geist" und "elektronische Drogen". Der Artikel wurde zwar wieder zurückgezogen, doch die staatlichen Regulierer hatten den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden.

Tencent, einer der größten Spiele-Publisher und Technikkonzerne Chinas, kündigte nach Erscheinen des Artikels neue Regeln an. Seine Spiele sollten nur noch eine Stunde pro Werktag und zwei Stunden an Wochenenden und Feiertagen genutzt werden dürfen, Käufe in Spielen nur noch Spielern ab zwölf Jahren offenstehen. Allein, dieser Versuch der Selbstregulierung half nicht.

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Das Diktat der Nationalen Presse- und Veröffentlichungsbehörde ist noch schärfer ausgefallen. Nach Angaben der "zuständigen Person" der Behörde ist die Anordnung "angeleitet durch Xi Jinpings Ideen des Sozialismus chinesischer Prägung im neuen Zeitalter". Die Person kündigte an, die Behörde werde die Kontrolle bei allen Spielefirmen intensivieren und keinerlei Toleranz zeigen.

Südkorea hat zehn Jahre lang Online-Spielen für Kinder unter 16 Jahren in der Nacht verboten. Doch nun wird Südkoreas nächtliches Online-Spielverbot gestrichen. Wie in der Volksrepublik sollte das Verbot Spielesucht bei Kindern verhindern. Allerdings sind die Jugendlichen auf alternative Spielkonten, zum Beispiel ihrer Eltern, ausgewichen. Das Verbot hat sich in Südkorea als wenig wirksam erwiesen.

Die chinesische Behörde plant daher eine Propagandakampagne zur "aktiven Anleitung von Familien, Schulen und anderen sozialen Sektoren". Das ganze Land soll Jugendliche von Online-Spielen abhalten, wobei die Behörde Lehrer besonders in die Pflicht nimmt. Sie sollen merken, wenn Kinder fremde Konten nutzen, und das zur Anzeige bringen.

(ds)