Klimawandel: Nur Gambia auf dem Weg, Pariser Klimaabkommen ganz zu erfüllen

In Paris hat sich die Welt darauf geeinigt, die Klimaerwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Genug dafür tut aber bislang nur ein einziger Staat.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 317 Kommentare lesen

(Bild: yotily/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Lediglich ein Staat ist auf dem Weg, seine Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen zu erfüllen – das westafrikanische Gambia. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Climate Action Tracker, der die Klimaschutzbemühungen wissenschaftlich analysiert. Die vorgelegten festen nationalen Beiträge zum Emissionsabbau haben die Lücke zu den nötigen Mengen nur zu 15 Prozent geschlossen, das Ziel einer maximalen Klimaerwärmung um 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau sei noch weit außer Reichweite. Mit Großbritannien habe sich lediglich ein Industrieland fast genug auferlegt, die EU, Deutschland, die Schweiz und die USA seien aber zumindest nicht weit davon entfernt.

Die nötige Entwicklung der Emissionen (grün) und die aktuell erwartbare (blau).

(Bild: Climate Action Tracker)

Hinter dem Climate Action Tracker steht ein Konsortium aus Nichtregierungsorganisationen, als Partner fungiert das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Die Gruppe analysiert die Staaten mit dem größten CO2-Ausstoß sowie "eine repräsentative Auswahl" des Rests und kommt so auf etwa 80 Prozent der Emissionen. In dem aktuellen Bericht weisen die Autoren und Autorinnen einmal mehr darauf hin, dass 2030 das entscheidende Jahr für die Bekämpfung des Klimawandels sei. Bis dahin müssten die weltweiten CO2-Emissionen halbiert werden, wenn das 1,5-Grad-Ziel erreichbar bleiben soll. Die aktuell beschlossenen Maßnahmen würden aber lediglich dazu führen, dass die globale Emissionsmenge 2030 auf dem Stand von heute liegen würde. Ferner seien viele darüber hinausgehende Ziele noch zu vage formuliert, kritisieren sie weiter.

Fast alle Industriestaaten müssten ihre Bemühungen weiter verschärfen und das so schnell wie möglich, heißt es in der Zusammenfassung. Gleichzeitig müssten auch mehr Entwicklungsländer dabei unterstützt werden, jeweils ihre Ziele zu erreichen. Während neben Gambia nun aber auch eine Reihe von Staaten hervorgehoben werden, die sich schon fast genug vorgenommen hätten, ist die Liste derer, die viel zu wenig unternehmen, deutlich länger. Hierunter fallen demnach etwa Australien, Brasilien, Indonesien, Indien, Mexiko, Neuseeland und vor allem auch Russland. Unter anderem die Schweiz wird dafür kritisiert, seit dem Abschluss des Pariser Abkommens keine überarbeiteten Maßnahmen vorgelegt zu haben.

Die jüngste Welle von Ankündigungen, bis zu einem bestimmten Jahr Netto-Null-Emissionen zu erreichen, stimmten die Forschenden derweil zwar hoffnungsvoll. Ohne gleichzeitig ausreichende CO2-Reduktionen bis 2030 würden die aber scheitern, geben sie sich überzeugt. Als "akzeptabel" bezeichnen sie deshalb nur die jeweils für 2050 angekündigten Ziele der EU, von Chile und Costa Ricas. Deutschlands Ankündigung, bis 2045 klimaneutral zu sein, bewerten sie deswegen als "durchschnittlich", genauso wie Großbritanniens und Kanadas Versprechen (jeweils 2050). Andere Ankündigungen wie etwa aus Japan (2050) seien "mangelhaft" oder man habe dazu nicht genug Informationen, wie unter anderem aus den USA oder aus China (beide 2050).

Der Graph für Deutschland

(Bild: Climate Action Tracker)

(mho)