Fake-Rezensionen: Amazon hat 3000 Händler-Accounts rausgeworfen

Amazon hat den systematischen Rauswurf von Händlern wegen Fake-Reviews bestätigt. 3000 Accounts mit 600 chinesischen Marken sollen gesperrt worden sein.

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(Bild: Nicole Glass Photography/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Amazon hat 3000 Händler-Accounts wegen Review-Manipulationen von seiner Plattform gesperrt. Das bestätigte eine Unternehmenssprecherin laut South China Morning Post (SCMP) am Freitag in einem Gespräch mit dem chinesischen Staatsfernsehen. Auf den gesperrten Händler-Konten seien Produkte von 600 verschiedenen China-Marken vertrieben worden.

Das Vorgehen richte sich nicht explizit gegen chinesische Händler, sagte die Amazon-Managerin Cindy Tai laut South China Morning Post weiter. Tatsächlich scheinen aber vorrangig chinesische Marken betroffen zu sein: Bereits im Mai waren vergleichsweise bekannte Marken aus China, darunter Aukey und Mpow, vom Online-Händler verschwunden. Auch Produkte von RavPower und TaoTronics kann man bei Amazon nicht mehr kaufen.

Nun hat Amazon erstmals das systematische Vorgehen gegen Händler bestätigt, die mit Review-Manipulationen arbeiten. "Unsere Kunden verlassen sich auf die Genauigkeit und Richtigkeit von Nutzer-Rezensionen, um gut informierte Kaufentscheidungen treffen zu können", sagte ein Sprecher der South China Morning Post. "Diejenigen, die gegen unsere Richtlinien verstoßen, suspendieren, sperren oder verklagen wir."

Die 3000 bestätigten Account-Sperren sollen das Wachstum chinesischer Online-Händler auf Amazon nicht beeinträchtigt haben, sagte Cindy Tai laut SCMP dem chinesischen Staatsfernsehen. Die E-Commerce-Analysefirma Marketpulse verzeichnet für 2021 zum ersten Mal seit Jahren einen Rückgang beim Marktanteil chinesischer Händler auf Amazon: Anfang des Jahres habe der Marktanteil noch bei 40 Prozent gelegen, im September liegt er mittlerweile nur noch bei 38 Prozent. In den Vorjahren war der Marktanteil chinesischer Anbieter jeweils um mehrere Prozentpunkte gestiegen.

Von Nutzerinnen und Nutzern erstellte Testberichte sind seit Jahren Gegenstand von Manipulationen durch die Hersteller. Beispielsweise schicken Händler möglichen Rezensenten eine Liste von Waren, aus denen sie sich ein Produkt aussuchen können. Den Kaufpreis bekommen User dann vom Händler gutgeschrieben, nachdem sie eine positive Bewertung verfasst haben.

In anderen Fällen arbeiten Händler mit Geschenkkarten, die User nach dem Verfassen eines positiven Erfahrungsberichts auf Amazon einlösen können. Solche "anreizbasierten" Bewertungen sind seit 2016 auf Amazon untersagt – zumindest außerhalb Amazons eigenem Vine-Programms.

Lange hat Amazon solche Praktiken zwar geduldet, seit mehreren Monaten geht der Online-Händler aber stärker gegen manipulierte Reviews vor. Im vergangenen Jahr hatte Amazon etwa in Großbritannien rund 20.000 Fünf-Sterne-Bewertungen von seinen Seiten gelöscht.

(dahe)