Grün gegründet: Wie Ecosia mit jeder Suche CO2 neutralisieren will (Teil 1)

Gegen den Klimawandel lässt sich an ganz verschiedenen Stellen vorgehen. Jeden Dienstag stellen wir hier ein Greentech-Start-up mit seiner Geschäftsidee vor.

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Christian Kroll, Ecosia

(Bild: Ecosia GmbH)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Manuel Heckel

Gründer: Christian Kroll

Start-up: Ecosia

Gründung: 2009

Mitarbeiter: 93

Geschäftsmodell: Eine klassische Suchmaschine, die sich über Werbeanzeigen und Weiterempfehlungen finanziert. Ein Großteil der Erlöse wird aber in Waldaufforstungsprojekte gesteckt – bislang wurden gut 130 Millionen Bäume gepflanzt.

Grün gegründet: Sechs Start-up-Ideen für die Zukunft

Technology Review präsentiert seine aktuelle Klima-Ausgabe (seit dem 30.09.2021 im Handel sowie direkt im heise shop erhältlich). Darin stellen wir sechs Start-ups mit ihren Ideen für eine grüne Zukunft vor. Jeden Dienstag veröffentlichen wir an dieser Stelle ein Interview aus dem Heft.

Technology Review: Warum ist denn ausgerechnet eine Suchmaschine die beste Idee, um ein grünes Projekt voranzutreiben?

Kroll: Wir leben in einer immer digitaleren Welt, in der Apps und Technologien ein wichtiger Teil des Alltags sind. Dazu kommt, dass mit Suchmaschinen sehr viel Geld generiert wird, dieses jedoch bei vielen großen Anbietern für alles andere, nicht aber das Gemeinwohl verwendet wird. Ecosia hat genau das erkannt und verwendet daher 100 Prozent seiner Gewinne für Klimaaktivitäten, davon mindestens 80 Prozent für das Pflanzen von Bäumen in Biodiversitäts-Hotspots auf der ganzen Welt. Mit unserer Suchmaschine haben wir so eine weltweite User-Community von 15 Millionen Menschen aufbauen können.

Wie überzeugt man Menschen davon, Ecosia gegen Google einzutauschen? Und wie klappt das aktuell?

Ecosia ist eine grüne Suchmaschine, die Bäume pflanzt und den Usern mit der Hervorhebung grüner Suchergebnisse zu nachhaltigeren Entscheidungen verhelfen will. Dank des Baus eigener Solaranlagen gehen wir über Klimaneutralität hinaus und produzieren mittlerweile doppelt so viel erneuerbare Energie, wie wir mit unseren Suchen verbrauchen. In Kombination mit dem positiven Klimaeffekt unserer Bäume sorgen wir so dafür, dass wir mit jeder Suche durchschnittlich ein Kilogramm CO2 neutralisieren können. Darüber hinaus legen wir einen großen Wert auf die Privatsphäre unserer User – Daten werden weder gespeichert noch verkauft.

Wie soll es gelingen, stetig weiterzuwachsen?

Unser großes Ziel ist es, die Klima- und Biodiversitätskrise zu bewältigen, doch die Lage bleibt kritischer denn je. Wir als Unternehmen möchten unseren Einfluss noch signifikant erhöhen und noch schneller noch mehr tun. Neben unserer ersten großen Out-of-Home-Kampagne Anfang dieses Jahres ist unser Team in den letzten Jahren stark gewachsen. Zudem haben wir mittlerweile diversifizierte Einnahmequellen, die über die Suchmaschine hinausgehen. Dazu gehört zum Beispiel Ecosia Trees, ein Baumpflanz-Service, den wir Unternehmen mit denselben Werten und Zielen anbieten. Letztendlich müssen aber auch die anderen großen, weltweiten Unternehmen mitziehen und etwas an ihrem Verhalten ändern.

Und wie soll es gelingen, sich mit der Suchmaschine von der großen Konkurrenz abzuheben?

Wir geben weiter unser Bestes, um unseren Usern zu helfen, ein nachhaltiges Leben zu leben und werden weiterhin daran arbeiten, unsere Suchmaschine zu verbessern, damit unsere User bessere und umweltfreundlichere Entscheidungen treffen können, wenn es darum geht, wie sie leben und ihr Geld ausgeben. Wir bereichern unsere Suchergebnisse daher beispielsweise mit unserem "das Grüne Blatt"-Icon oder dem "Kohlekraftwerk"-Icon. Diese dienen dazu, unseren Usern aufzuzeigen, welche Unternehmen nachhaltig sind und welche eben nicht. Eine weitere Idee wäre, dass wir, wenn jemand bei Ecosia nach einem Flug von Berlin nach München sucht, empfehlen, doch lieber den Zug zu nehmen.

Ecosia wurde vor drei Jahren in ein Stiftungsmodell überführt – Sie haben Ihre Anteile abgegeben. Warum?

Das war für mich und Ecosia ein wichtiger Schritt, denn auf diese Weise konnte ich über mein Versprechen hinaus auch rechtlich garantieren, dass ich Ecosia niemals gewinnbringend verkaufen oder weitervererben kann. Ecosia gehört jetzt für immer seinem Sinn und Zweck – egal wie viel wir noch wachsen werden und egal wer das Unternehmen irgendwann führen sollte. (jle)