Branche zweifelt an Erfolg von Londons Lkw-Fahrer-Kampagne

Der Mangel an LKW-Fahrern verschärft Engpässe in Großbritannien. Die Regierung will mit Visa auf Zeit für Fernfahrer gegensteuern. Das stößt auf Skepsis.

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Verlassener Lastwagen, England

(Bild: Tony Atkin, Creative Commons Attribution Share-alike license 2.0)

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Von
  • dpa

Die britischen Visa-Pläne für bis zu 5000 ausländische Lastwagenfahrer zur Bewältigung von Lieferengpässen stoßen in der Branche verstärkt auf Skepsis. "Kein Mensch wird das annehmen", sagte der Chef des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt, der Deutschen Presse-Agentur in London. Er wisse von niemandem, der sich beworben habe.

Osteuropäische Fachkräfte seien vielmehr verärgert über das Vorgehen der britischen Regierung. "London hat den Brexit gewollt, nun bekommen sie ihn", sagte Engelhardt mit Blick auf die neuen, strengen britischen Einwanderungsregeln. EU-Bürger benötigen seit dem 1. Januar teure Visa, wenn sie neu zur Arbeit nach Großbritannien kommen. Die britische Regierung hatte kürzlich mitgeteilt, dass 127 Visa an Fahrer von Tanklastern vergeben worden seien.

Auch in der EU würden Lastwagenfahrer händeringend gesucht, allein in Deutschland fehlten 60.000 bis 80.000 Spezialisten, sagte der BGL-Chef. Weil sie in der EU sicherere Arbeitsplätze hätten und die Gehälter derzeit deutlich stiegen, würden die Fachkräfte einen Job in der Staatengemeinschaft vorziehen. Die 5000 britischen Visa, mit denen die Regierung in London Arbeitskräfte anlocken will, sind auf wenige Monate befristet. Das sei eine schlechte Perspektive, sagte Engelhardt.

In Europa – wenn nicht sogar weltweit – fehlen Lastwagenfahrer. Allerdings hat der Brexit mit den Einwanderungsregeln die Lage in Großbritannien noch zugespitzt. Dort kam es zuletzt wiederholt wegen Engpässen zu leeren Supermarktregalen, Tankstellen trockneten aus.

(chlo)