56 Prozent der Verbraucher fühlen sich bei Internet und Digitales ungeschützt

Der Bereich Internet und Digitalisierung wird laut dem Verbraucherbericht 2021 zur Dauerbaustelle. Ein Drittel aller Beschwerden sind diesem Sektor zuzuordnen.

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(Bild: Photographee.eu/Shutterstock.com)

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Die Mehrheit der Bundesbürger fühlt sich im Netz als eine Art Freiwild von Unternehmen. 56 Prozent der Verbraucher sehen ihre Interessen im Lebensbereich Internet und Digitalisierung eher nicht gut beziehungsweise gar nicht geschützt. Das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr. Zu diesem Ergebnis kommt der Verbraucherreport 2021 des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv), für den das Marktforschungsinstitut Forsa im Sommer erneut 1500 Personen in Deutschland zu verschiedenen verbraucherpolitischen Themen befragte.

Dass sich der Online-Bereich immer mehr zu einer Dauerbaustelle entwickelt, deckt sich laut dem vzbv mit den Erfahrungen in den Verbraucherzentralen. So seien ein Drittel aller Beschwerden (33 Prozent) in den Beratungsstellen im ersten Halbjahr Produkten oder Dienstleistungen im digitalen Sektor zuzuordnen gewesen. Sie beziehen sich etwa auf Abzocke beim Online-Shopping und lahme oder gar keine Internetanschlüsse.

Selbst der Bereich Telefon und Mobilfunk, der traditionell auch zu vielen Verbrauchereingaben führt, schneidet bei der repräsentativen Umfrage besser ab. Hier sehen 38 Prozent der Teilnehmer ihre Verbraucherinteressen unzureichend geschützt. Im Sektor Reisen und Verkehr, der am besten abschneidet, sind es nur 19, bei Strom und Heizung 24 Prozent.

Das weiter schwindende Vertrauen im Internet- und Digitalbereich erklärt der vzbv unter anderem damit, dass die Corona-Pandemie "bestehende Probleme und Lücken insbesondere bei der flächendeckenden Internetversorgung offengelegt" habe. Der Verband fordert die neue Bundesregierung daher auf, "mit Tempo für ein schnelles Internet, die Wahrung der Nutzer- und Verbraucherrechte auf dem Plattformmarkt sowie für Schutz beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu sorgen".

Prinzipiell sagen 90 Prozent der Befragten, dass ihnen Verbraucherschutz für ihre persönliche Sicherheit sehr oder eher wichtig ist. 86 Prozent sehen die Politik in der Verantwortung, ihre Interessen als Konsumenten zu schützen. Aber nur 24 Prozent vertrauen der Regierung und den Gesetzgebern auf diesem Feld stark oder eher stark. Am besten schneiden hier Freunde und Familie als Helfer ab, Verbraucherorganisationen folgen an zweiter Stelle vor Rechtsanwälten.

Nahezu alle Befragten (97 Prozent) halten es nach den Erfahrungen in der Corona-Krise für maßgeblich, das Thema "Pflege und Gesundheit" zu stärken. 71 Prozent sind für mehr staatliche Kontrollen für mehr Produktsicherheit. 83 Prozent sehen die Politik in der Verantwortung, durch klare Regeln und Standards den Klimaschutz und nachhaltige Entwicklung in allen Bereichen voranzutreiben. Sogar 90 Prozent sehen hier die Wirtschaft am Zug.

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89 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Produkte eine verbindliche und leicht verständliche Nachhaltigkeitskennzeichnung brauchen. 77 Prozent sehen die Verbraucher selbst in der Pflicht, durch ihre Konsumentscheidungen das Klima zu schützen. 71 Prozent fordern bei höheren CO2-Preisen eine soziale Komponente und finden, dass diese für einkommensschwache Verbraucher abgefedert werden sollten.

Der vzbv erachtet dies vor allem mit Blick auf die aktuelle Entwicklung der Energiepreise für wichtig. Er fordert die nächste Bundesregierung auf, "mit klaren und mutigen Vorgaben den Klimaschutz in allen Bereichen voranzubringen, sozial zu flankieren und es damit den Menschen leichter zu machen, sich nachhaltiger zu verhalten". Konkret müsse Deutschland etwa durch mehr Energie-Effizienz unabhängiger vom Import von Kohle, Erdöl und -gas werden. Der ÖPNV und die Ladeinfrastruktur für Elektromobilität sollten massiv ausgebaut werden, ein einkommensunabhängiges Mobilitätsgeld die Pendlerpauschale ablösen.

(mho)