VW-Zukunft: Diess lässt Tesla-Chef Elon Musk bei Führungskräfte-Tagung sprechen

Auf einer Tagung der Führungskräfte von VW schaltete VW-Chef Diess den Rivalen Elon Musk per Videoschalte zu. Volkswagen sei für Musk eine Ikone.

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(Bild: Tesla)

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Auf einer Tagung der VW-Führungskräfte in Österreich schaltete VW-Chef Herbert Diess den Tesla-Chef Elon Musk per Video aus Texas hinzu. Zuvor warnte er, dass Tesla einer der größten Herausforderer für Volkswagen sei und der US-Elektroautobauer in zukünftigen Kerndisziplinen der Automobilität vor VW liege – Elektromobilität und Software, wie das Handelsblatt aus Teilnehmerkreisen erfuhr.

Der Umbau der Autoindustrie biete Chancen, die jedoch nicht ohne Schmerzen ablaufen würden, erklärte Diess auf dem Treffen der Führungskräfte im österreichischen Alpbach. Er schwor den Konzern auf einen härteren Wettbewerb mit Tesla ein, der zwar in den weltweiten Absatzzahlen weit hinter VW liegt, bei der Elektromobilität jedoch die Nase vorn hat.

In der Videoschalte bezeichnete Musk VW als Ikone – er selbst habe lange Zeit verschiedene VW-Modelle und einen Porsche 911 gefahren. Musk sagte, dass eine Transformation notwendig sei, wolle man nicht Teil der Geschichtsbücher werden. Auf Nachfrage von Diess erklärte er, warum Tesla so viel schneller sei, liege am Führungsstil. "Ich bin in erster Linie Ingenieur und neben dem Auto faszinieren mich Lieferketten, Logistik und Produktionsprozesse." Musk wolle aber noch schneller werden.

Mit der Eröffnung der Gigafactory in Grünheide will Tesla im Dezember mit der Produktion des Model Y beginnen und künftig mit etwa 12.000 Mitarbeiten vor den Toren Berlins bis zu 500.000 Elektroautos im Jahr bauen. Neben dem Werk soll eine eigene Batteriefabrik entstehen. Bis Ende 2022 sollen beide Bereiche die Massenfertigung erreichen, erklärte Musk am Tag der offenen Tür.

VW-Chef Diess sieht in der Konzernstrategie "Trinity" die passende Antwort auf Tesla: "Trinity soll Volkswagen transformieren." Die Strategie stehe für eine neue Autogeneration, die 2026 vom Band laufen soll. Ziel ist eine "dramatische" Verringerung der Komplexität – auch in Bezug auf Variantenvielfalt. So gebe es laut dem Bericht bis zu zehn Millionen mögliche Varianten allein für den VW Golf. Mit Trinity sollen es weniger als hundert Varianten werden.

Dazu nehme man sich Tesla auch als Vorbild. Tesla allerdings bietet – etwa beim Model 3 – lediglich drei Antriebsvarianten, fünf verschieden Lackierungen, zwei Felgen und zwei Farben für das Interieur an. Als Extra kann man "Enhanced Autopilot" oder "Volles Potenzial für autonomes Fahren" wählen.

Während beim VW-Konfigurator vorausgewählte Details zu einem später auswählbarem Extra nicht passen und die ganze Konfiguration ins Rotieren bringt, hat man sein Model 3 bei Tesla, einmal dafür entschieden, längst bezahlt. Ob weniger als einhundert Varianten die gleiche Einfachheit bieten, bleibt abzuwarten.

Sorge um den Fortbestand von Volkswagen habe Musk aber nicht, zitiert das Handelsblatt die Teilnehmer der VW-Führungskonferenz. Er zerstreute auch die Sorgen um den Stellenabbau. "Für die vertikale Integration werden eher mehr Mitarbeiter benötigt", sagte Musk. "Und gute Ingenieure sind auch zu Entwicklungen in der Elektromobilität in der Lage, wenn sie offen dafür sind."

Laut Berichten vom Mittwoch ging Vorstandschef Diess davon aus, dass der Umbau des Konzerns zu einem Elektroauto-Anbieter in der deutschen Produktion 30.000 Arbeitsplätze kosten könnte. Am selben Tag trat die Konzernspitze entsprechenden Spekulationen entgegen, die Stunden zuvor in den Medien veröffentlicht wurden. Diess soll bereits im September auf einer Aufsichtsratssitzung über die Zahl 30.000 gesprochen haben.

Tesla selbst wurde immer wieder mit Bezug auf die Arbeitsbedingungen kritisiert. So musste das Unternehmen etwa einen Mitarbeiter wieder einstellen, der sich für die Gründung einer Gewerkschaft eingesetzt hatte und dessen Entlassung von der Arbeitnehmerschutzbehörde in den USA als illegal eingestuft wurde. Auch gab es wiederholt Medienberichte über das extreme Arbeitspensum und die tägliche Arbeitszeit. In Deutschland mache sich Musk Sorgen, dass man nicht in der Lage sei, ausreichend qualifizierte Mitarbeiter einzustellen.

(bme)