Digitalradio: Altfahrzeuge auf DAB+ umrüsten

Die Digitalradio-Pflicht für Neuwagen hat dem terrestrischen DAB+ einen kräftigen Aufschub gegeben. Für ältere Autos bieten sich Umrüst-Sätze an.

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(Bild: Albrecht Audio)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Dirk Weyel
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Digitaler Radioempfang ist im Auto angekommen: Rund 94 Prozent der Neuwagen haben DAB+ an Bord, wie aus einer Mitteilung des Digitalradio-Büros Deutschland hervorgeht, einer Gemeinschaftseinrichtung von ARD, Deutschlandradio, privaten Radioveranstaltern, Geräteherstellern und Netzbetreibern.

Als Digital Audio Broadcasting (DAB) in den 1990er-Jahren eingeführt wurde, haben sich nur wenige für das neue digitale Radio interessiert. Auch der Mitbewerber Digital Radio Mondiale (DRM), der digital auf den Mittelwellen-Frequenzen sendete, legte einen Fehlstart hin. Beiden Technologien fehlten attraktive Programme, Sendeleistung und günstige Endgeräte.

Mit DAB+ begann im August 2011 der zweite Versuch, einen Ersatz für das in die Jahre gekommene UKW-Radio zu etablieren. Das DAB+-Sendernetz hat nun unter anderem ein deutschlandweit einheitliches Programmangebot, wird mit wesentlich höheren Sendeleistungen verbreitet und auch die Empfangsgeräte sind günstiger.

Bei DAB+ sind alle öffentlich-rechtlichen Sender eingestiegen und es gibt zahlreiche regionale Sendernetze. Mittlerweile sind knapp 99 Prozent der Fläche Deutschlands mit DAB+-Signalen versorgt. Das Senderangebot wurde im vergangenen Jahr um ein zweites, nationales Paket ergänzt, und regional kamen viele weitere Sender hinzu.

Da DAB+ seine Vorzüge vor allem mobil ausspielen kann und im Vergleich zu Internetradio kein Datenvolumen verbraucht, ist es besonders für Autofahrer interessant. Seit dem 21. Dezember 2020 ist es laut EU-Richtlinie sogar vorgeschrieben, bei allen Neuwagen einen digitalen-terrestrischen Radioempfangsweg zu integrieren. Laut den jüngsten Zahlen des Digitalradio Büros Deutschland haben 94 Prozent der in 2021 angemeldeten Neuwagen DAB+.

Wenn Sie noch kein Autoradio mit DAB+ haben, können Sie es über einen Adapter aufrüsten. Dieser wird per Bluetooth oder Klinkenanschluss mit dem Autoradio verbunden. Als besonders praktisch erweisen sich Bluetooth-Empfänger, die direkt in den Zigarettenanzünder passen und über weitere Anschlussmöglichkeiten via USB verfügen. Die Adapter lassen sich per Saugnapf-Halterung ähnlich einem mobilen Navi an die Frontscheibe befestigen. Die Preise für diese Nachrüstlösungen beginnen ab rund 50 Euro.

Autoradios mit 1- und 2-DIN-Schacht können Sie gegen Modelle mit DAB+ austauschen. Neben Digitalradio rüsten Sie damit auch Funktionen wie Bluetooth oder Navigation auf.

(Bild: JVC)

Einige Automodelle erlauben auch den Austausch des bestehenden Equipments. Hierbei sollten Sie aber bedenken, dass Steuerungsmöglichkeiten wie Lautstärkeregelung oder Senderwechsel am Lenkrad dann eventuell nicht mehr funktionieren. Hersteller wie Kenwood und JVC bieten DAB+-Radios im 1- und 2-DIN-Bautiefe an. Diese haben neben UKW und DAB+-Tuner meist auch Bluetooth, manchmal ist sogar ein Navigationssystem drin.

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Da DAB+ im Vergleich mit UKW höhere Frequenzen (von 174 bis 230 MHz) nutzt, müssen Sie bei Nachrüstlösungen eine separate Antenne verlegen. Die hierfür nötige Scheibenantenne wird einfach auf der Frontscheibe beifahrerseitig oben angeklebt.

Zum Empfang der DAB+ Sender liegt den Autoradios und Adaptern meist eine Scheibenantenne bei.

(Bild: Albrecht Audio)

Wenn Ihr Autoradio weder Bluetooth noch einen AUX- oder Klinkeneingang hat, lassen sich DAB+-Sender auch über einen FM-Transmitter ins Fahrzeug bringen. Hier sendet der DAB+-Adapter, die Signale auf einer UKW-Frequenz aus. Ist die Frequenz am FM-Transmitter eingestellt, sucht man diese über das UKW-Radio. Ein echter Hörgenuss ist das jedoch nicht.

Zehn Jahre nach dem Start von DAB+ ist das Digitalradio am Markt angekommen. Die EU-weit geltende Digitalradio-Pflicht hat dem Digitalradio einen weiteren, kräftigen Schub gegeben. Neben einer deutlich besseren Netzabdeckung ist besonders das deutlich größere Programmangebot ein Kaufanreiz.

Noch ist das Sendernetz jedoch in einigen Regionen lückenhaft. Auch die Versorgung von Autobahn-Tunneln muss noch ausgebaut werden. Im Vergleich mit UKW kann DAB+ dennoch mit deutlich größerem Angebot, rauschfreiem Empfang und attraktiven Zusatzdiensten wie die Anzeige von Slideshows, CD-Covern und großer Geräteauswahl trumpfen.

(dwe)