Bericht: Microsoft-Qualcomm-Exklusivvereinbarung zu Windows on ARM läuft aus

In allen bisherigen Windows-on-ARM-Geräten kamen Qualcomm-Prozessoren zum Einsatz. Künftig sollen auch andere Hersteller ARM-CPUs anbieten können.

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Im Windows-on-ARM-Tablet Surface Pro X arbeitet Microsofts SQ1 auf Snapdragon-8cx-Basis.

(Bild: Microsoft)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Müssig

Windows-on-ARM-Geräte (WoA) verwendeten bislang ausschließlich Prozessoren von Qualcomm: Anno 2017 ging es mit dem Snapdragon 835 los, später kam der Snapdragon 850 zum Einsatz. Seit Ende 2019 ist der Snapdragon 8cx aktuell; auch Microsofts SQ1 und SQ2 im Surface Pro X basieren auf dem 8cx. Wie XDA-Developers berichtet, gibt es dafür eine einfache Erklärung – nämlich eine bislang nicht öffentlich bekannte Exklusivvereinbarung zwischen Microsoft und Qualcomm. Eine enge Partnerschaft an sich existiert schon viel länger, denn auch bei Windows Phones waren Snapdragon-CPUs gang und gäbe.

Die Exklusivvereinbarung würde jedenfalls erklären, warum bislang kein anderer Hersteller von ARM-Prozessoren dieses Marktsegment betreten hat, obwohl Ambitionen auch anderswo vorhanden sind. MediaTek-Chips stecken etwa in vielen Chromebooks, und Samsung gehört zu den wenigen Herstellern, die aktuell Windows-on-ARM-Geräte anbieten. In Galaxy Book S und Go arbeiten allerdings keine hauseigenen Exynos-Prozessoren, sondern Snapdragon 8cx beziehungsweise 7c. Der geheime Deal würde zudem erklären, warum es für M1-MacBooks kein Boot Camp mehr gibt und Rückfragen danach immer arg schwammig ausgewichen wurde.

Das könnte sich in näherer Zukunft ändern: Obwohl XDA-Developers keine exakte Laufzeit in Erfahrung bringen konnte, läuft die Exklusivvereinbarung wohl in naher Zukunft aus. MediaTek mit seiner Marktmacht bei Mittelklasse-SoCs (und High-End-Ambitionen) und Samsung, die an Exynos-CPUs mit von AMD lizenzierten integrierten RDNA-2-GPUs arbeiten, wären denn auch die heißesten Kandidaten, die den Markt schon anno 2022 betreten könnten. Bei Qualcomm werden als nächster großer Schritt wiederum SoCs erwartet, deren Kerne potente Eigenentwicklungen nach der Nuvia-Übernahme sind.

Boot Camp für M1-Macs wäre zudem eine Win-Win-Situation für Apple wie Microsoft. Apple müsste zwar Windows-Treiber stricken, könnte dadurch seine MacBooks aber einer noch größeren Käuferschaft schmackhaft machen. Microsoft bekäme im Gegenzug einen massiven Zuwachs an WoA-tauglichen Geräten, die das Henne-Ei-Dilemma von verkauften Geräte und Entwicklerinteresse lösen könnte. WoA-Geräte sind schließlich weiterhin eine vernachlässigbar winzige Nische, obwohl ARM-CPUs inzwischen rund 8 Prozent des Markts ausmachen. Über vier Fünftel davon sind allerdings M1-Macs und das Gros vom Rest Chromebooks.

Microsoft müsste in der aktuellen Gemengelage pikanterweise die Kröte schlucken, dass das flotteste WoA-Gerät dann von Apple kommt – den M1-Prozessoren kann derzeit schließlich keine andere ARM-CPU auch nur annähernd das Wasser reichen. Allerdings werden ja auch den Redmondern Ambitionen auf komplett hausintern entwickelte SoCs nachgesagt... (mue)