Online-Gewalt gegen Frauen: Experten rufen Politik zum Handeln auf

Die Gesetze zum Schutz von Frauen online müssen überarbeitet werden, fordert die Expertengruppe gegen Gewalt an Frauen und häusliche Gewalt.

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(Bild: Sam Wordley/Shutterstock.com)

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Von
  • dpa

Cyberflashing, Bodyshaming, Doxing: Weil Frauen im Internet immer neuen Formen von Gewalt ausgesetzt sind, fordert ein Expertengremium des Europarats die europäischen Regierungen zum Handeln auf. In den nationalen Gesetzen bestünden "gravierende Lücken", erklärte die Expertengruppe gegen Gewalt an Frauen und häusliche Gewalt (Grevio) am Mittwoch in Straßburg. An diesem Donnerstag ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen.

Ein großer Anteil der Opfer häuslicher Gewalt erlebten in ihrer Beziehung auch online Gewalt, hieß es. Auch berichteten viele Frauen nach einer Trennung von Online-Attacken des Ex-Partners. Unter Cyberflashing versteht man das Zusenden unerwünschter Fotos mit sexuellen Inhalten. Beim Bodyshaming werden Opfer wegen ihres Aussehens angegriffen. Beim Doxing veröffentlichen die Täter deren persönliche Daten ohne Einwilligung online.

Ein wachsendes Problem sei auch legal erhältliche Tracking-Software, mit deren Hilfe Täter das Privatleben ihrer Opfer verfolgen können, so das Gremium. Solche Software ermöglicht etwa den Zugriff auf Kontakte, Anrufdaten, Fotos, SMS und sogar Hinweise auf den aktuellen Aufenthaltsort – all das, ohne dass die überwachte Frau davon erfährt.

Konkret empfiehlt das Gremium eine Überarbeitung der Gesetze zum Schutz von Frauen online, einen besseren Zugang zu Hilfsangeboten, mehr Bildung und besseres Training von Sicherheitsbehörden zum Thema Online-Sicherheit.

Die Expertengruppe überwacht die Einhaltung der Istanbul-Konvention in 34 Ländern, die die Vereinbarung schon ratifiziert haben. Die Konvention war 2011 vom Europarat ausgearbeitet worden. Die Unterzeichnerstaaten verpflichten sich, Gewalt gegen Frauen zu verhindern und zu bekämpfen und dazu einen Rechtsrahmen zu schaffen. Die Türkei hat sich vor einigen Monaten aus der Konvention wieder verabschiedet.

Betroffene Frauen können sich telefonisch unter 08000 116 016 oder online an das Hilfetelefon des Bundesamts für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben wenden.

(bme)