Streit um Onlinewerbung: Die Lobbyschlacht um personalisierte Werbung in der EU

Grüne und Sozialdemokraten im EU-Parlament wollen "Überwachungswerbung" verbieten. Die Wirtschaft wehrt sich massiv, weil sie keine Alternative sieht.

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(Bild: Albert Hulm)

Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
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Alexandra Geese, Grünen-Abgeordnete im Europaparlament, will der Online-Werbebranche im "Digital Services Act" (DSA) einen radikalen Kurswechsel aufzwingen. Mit dem DSA will die EU einen neuen Regulierungsrahmen für Internetplattformen schaffen. Geese will dabei durchsetzen, dass Werbung künftig nicht mehr auf die Profile einzelner Personen ausgespielt werden darf. Unterstützung erhält sie hierfür aus der eigenen Fraktion und von den Sozialdemokraten. Von einer Mehrheit ist dies noch weit entfernt.

"Als ich vor einem Jahr angefangen habe, über ein Verbot personalisierter Werbung zu sprechen, hat mir jeder gesagt: Das ist etwas, was Du nicht ändern kannst – wie ein Naturgesetz", sagte Geese bei der Präsentation einer Studie über personalisierte Werbung. Das Werbegeschäft war zu groß und die IT-Konzerne aus dem Silicon Valley haben zu geschickt für ihre Interessen lobbyiert, um grundlegende Reformen durchzusetzen.

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Doch der Wind scheint sich zu drehen. Geese hofft darauf, dass sie bis zur Verabschiedung des finalen Berichts im November 2021 weitere Kollegen umstimmen kann. Dabei könnte ihr besagte Studie helfen, die die Grünen/EFA-Fraktion bei der Denkfabrik Autonomy in Auftrag gegeben hat. Autonomy schätzt, dass in der EU jeden Tag rund 84 Milliarden sogenannte "Bid Requests" an Werbenetzwerke geschickt werden – pro EU-Bürger wären das knapp 200.