HP-Chefin: "Außergewöhnliche Maßnahmen" sind nicht ungewöhnlich

Carly Fiorina stellte sich vor Gericht den Fragen der Anwälte des Fusionsgegners Walter Hewlett.

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Walter Hewlett will anscheinend alle Möglichkeiten ausschöpfen, um eine Fusion von HP mit Compaq zu verhindern. Derzeit verhandelt in Wilmington im US-Staat Delaware ein Gericht über eine Klage des Gründersohnes, in der er die Umstände der Aktionärsabstimmung zur Fusion in Frage stellt. Bereits am ersten Tag der Verhandlung nahm HP-Chefin Carly Fiorina Platz im Zeugenstand und stellte sich den Fragen des Anwalts Stephen Neal, der Walter Hewlett vertritt.

Zunächst führte der Anwalt an, dass es in dem HP-Team, das für die Kalkulation der finanziellen Effekte zuständig ist, die durch die Fusion mit Compaq entstehen, widersprüchliche Ansichten gegeben habe. Fiorina meinte, am "value capture team" seien viele Mitarbeiter beschäftigt. Dessen Stellungnahmen würden nur einen Ausschnitt der finanziellen Möglichkeiten darstellen. Daraufhin hielt Neal Fiorina vor, dass die Berichte weder dem Vorstand noch den Aktionären vorgelegt worden seien. Fiorina wehrte ab. Eine Veröffentlichung wäre unverantwortlich gewesen, meinte sie laut US-amerikanischen Medien.

Die Berichte stellen unter anderem dar, dass nach Abschluss der Fusion mit Compaq das neue Unternehmen 2,5 Milliarden US-Dollar Kosten einsparen und den Umsatz um 4,9 Prozent steigern könne.

Nach einer Verhandlungspause kam die von Walter Hewlett inkriminierte Lobbyarbeit bei HP zur Sprache. Carly Fiorina sagte, die "außergewöhnlichen Maßnahmen", wie sie HP für ein genehmes Abstimmungsverhalten der Deutschen Bank erwogen habe, seien nicht ungewöhnlich. In einer von US-amerikanischen Medien veröffentlichten Anrufbeantworter-Nachricht Fiorinas für ihren Finanzchef Bob Wayman ging es unter anderem um Maßnahmen wie direkten Gesprächen mit dem Management der Deutschen Bank, um sie von der Fusion mit Compaq zu überzeugen.

Fiorina räumte ein, dass die zwei Wochen vor der Abstimmung am 19. März der HP-Aktionäre im Wesentlichen damit gefüllt waren, unentschiedene Anteilseigner zu überzeugen, darunter die Deutsche Bank, Northern Trust und die Mellon Bank. Mit Northern Trust habe sie persönlich zuletzt im Februar persönlich gesprochen.

Ein weiteres Thema der Verhandlung waren angeblich falsche Versprechungen, die HP vor der Fusionsabstimmung gemacht haben soll. So hatte Walter Hewlett behauptet, nach der Fusion würden 24.000 Mitarbeiter entlassen, also wesentlich mehr als die 13.000 bis 15.000 von HP kalkulierten. Fiorina sagte aus, die Hewletts Zahlen seien zu hoch gegriffen. Entlassungen seien keines der Ziele der Fusion gewesen, aber ein Ergebnis der Planungen. (anw)