Rekord: Abermillionen Grafikkarten schürfen die Kryptowährung Ethereum

Grafikkarten könnten teuer bleiben: Das Ethereum-Rechennetz kommt erstmals auf über 1 Petahash pro Sekunde, wofür Dutzende Millionen Grafikkarten rechnen.

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(Bild: Wit Olszewski / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Die Kryptowährung Ethereum lockt trotz der diesjährigen Preissturze weiter Miner an: Mit 1022 Terahashes pro Sekunde überschreitet das Rechennetz inzwischen die Petahash-Marke. Das entspricht mehr als einer Billiarde Hashes pro Sekunde, oder anders ausgedrückt: gut 1.000.000.000.000.000 Berechnungen pro Sekunde.

Um dermaßen viele Hashes zu berechnen, braucht es Dutzende Millionen Grafikkarten. Anders als etwa bei Bitcoin stellen spezialisierte (ASIC-)Schaltungen bei Ethereum nur eine Randerscheinung dar, weil der zugrundeliegende Ethash-Algorithmus maßgeblich von schnellem Speicher abhängt und Grafikkarten hier punkten können. Ohne Bindung an eine Kryptowährung bleiben Mining-Farmen zudem flexibel, etwa wenn die Ethereum Foundation das Mining bei der eigenen Kryptowährung abschafft.

Gleicht man die Rechenleistung im Etherum-Netz mit der Leistung von Grafikkarten ab, kann man sich grob ein Bild machen, wie viele GPUs die Kryptowährung minen. Nvidias Topmodell GeForce RTX 3090 etwa schafft optimiert bis zu 120 Megahashes pro Sekunde – für 1 Petahash/s bräuchte es mehr als 8,5 Millionen Modelle.

Rechenleistung im Etherum-Netz: Noch nie wurden so viele Hashes berechnet. Der Knick im Sommer 2021 stammte vom Mining-Bann in China.

(Bild: etherscan.io)

Die meisten Grafikkarten sind allerdings deutlich langsamer. Die GeForce RTX 3060 etwa kommt mit Nvidias Mining-Drossel auf etwa 35 Megahashes/s, eine ältere GeForce GTX 1070 auf rund 30 und AMDs Radeon RX 6700 XT auf etwa 47. Setzt man eine durchschnittliche Rechenleistung von 30 Megahashes/s an, käme man rechnerisch auf 34 Millionen GPUs, bei durchschnittlich 40 Megahashes/s auf knapp 26 Millionen GPUs.

Diese grobe Schätzung trifft einige ungenaue Annahmen, zeigt aber, dass viele Millionen Grafikkarten an Ethereum rechnen müssen. Anfang 2021 lag die Rechenleistung im Ethereum-Netz noch bei 300 Terahashes/s, seitdem hat sie sich mehr als verdreifacht. Heißt: In den letzten 14 Monaten wurden besonders viele GPUs fürs Mining gekauft. Laut Jon Peddie Research verkauften AMD, Nvidia und dessen Partnerhersteller 2021 pro Quartal 11,8 Millionen bis 12,8 Millionen Grafikkarten. Obwohl AMD und Nvidia die Bedeutung von Krypto-Mining wiederholt herunterspielen, dürfte ein erheblicher Anteil von Grafikkarten in Mining-Farmen gewandert sein.

Seit Anfang 2022 sind weltweit die Börsenkurse stark gesunken, insbesondere die Krypto-Kurse brachen ein. Ethereum lag zwischenzeitlich bei mehr als 4300 Euro und fiel im Januar auf unter 1700 Euro. Trotzdem gab es bei der Ethereum-Rechenleistung keinen Knick.

Inzwischen liegt der Kurs wieder stabil bei mehr als 2500 Euro. Damit ist er hoch genug, dass man selbst bei den hohen Strompreisen in Deutschland mit Gewinn Ethereum schürfen kann, wenn man sich einem Mining-Pool anschließt: Bis zu einem Strompreis von 47 Cent pro Kilowattstunde bleibt man laut Onlinerechner derzeit im Plus.

Die größten Mining-Farmen stehen jedoch in den USA und in Asien (etwa Kasachstan), wo der Strom nur einen Bruchteil kostet. Bis dort die Lichter ausgehen, müssten die Krypto-Kurse also noch viel weiter nach unten krachen.

Fraglich ist zudem, wie die Nachfrage nach Grafikkarten bei Mining-Farmen aussehen wird, wenn Ethereum vom Validierungsmodell Proof of Work auf Proof of Stake wechselt und damit das Hardware-Mining hinter sich lässt. Die profitabelste Kryptowährung fürs Mining bricht dann zwar weg, allerdings gibt es Alternativen wie Ravencoin. Als Spielerin oder Spieler an eine bezahlbare Gaming-Grafikkarte zu kommen, könnte in naher Zukunft also schwer bleiben.

(mma)