Canon EOS R3 gegen Nikon Z 9: Profi-Spiegellose im Labor- und Praxistest

Duell der Profis: Die neuen spiegellosen Topmodelle wollen die etablierten Profi-DSLRs ablösen. Wo Canon EOS R3 und Nikon Z 9 überzeugen und wo sie schwächeln.

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Lesezeit: 22 Min.
Von
  • Christine Bruns
Inhaltsverzeichnis

Sie sind die absoluten Profimodelle und wollen auch nicht anders gesehen werden – die Canon EOS R3 und die Nikon Z 9. Sport und Wildlife, Veranstaltungen und Reportagen sind ihr Metier, sowohl im Foto- als auch im Videobereich. Die spiegellosen Profikameras treten damit gegen ihre jeweiligen Vorgängerinnen mit Spiegel an, sowie gegen Sonys Spitzenmodell. Die Canon EOS-1D X III, die Nikon D6 und die Sony A9 II sind bereits bewährte Kameras. Die Neulinge setzen daher auf deren Erfahrung sowie einige technische Neuerungen, um Geschwindigkeit, Performance und Bedienung zu optimieren.

Hintergrund: Die richtige Fotoausrüstung

Beide Kameras kommen wie bereits die Sony A9 II mit einem "stacked BSI-Sensor", den ihre Spiegelreflexvorgängerinnen noch nicht besaßen. Diese Sensoren werden intern so verdrahtet, dass die belichtete Fläche nicht durch Verbindungen eingeschränkt wird und mehr Licht einsammelt. "Stacked" bedeutet, dass an dem Chip zudem ein Speicher angebracht ist, um Bilddaten schneller auslesen zu können. Bei der Auflösung verfolgen Nikon und Canon dagegen unterschiedliche Konzepte. Nikon setzt auf Pixel, Canon auf Geschwindigkeit und Lichtstärke.

Nikons Z 9 nutzt ihre 45,7 Megapixel für detailreiche Bilder bei Serienbildgeschwindigkeiten von 20 Bildern pro Sekunde (Raw und JPEG). Die Canon EOS R3 kommt sogar auf 30 Bilder pro Sekunde (Raw und JPEG) mit elektronischem Verschluss, liefert dabei allerdings eine geringere Auflösung von 24 Megapixeln. Der mechanische Verschluss bietet noch zwölf Bilder pro Sekunde. Die Sony-Konkurrenz brachte eine Serienbildgeschwindigkeit von 20 Bildern pro Sekunde bei 24 Megapixeln mit.

Der Dual-Pixel-Autofokus der Canon-Kamera ermöglicht es, jedes Pixel als Phasenautofokus-Messpunkt zu nutzen. Canon gibt jedoch "nur" 4779 Messpunkte an, immerhin rund 900 mehr, als die EOS-1D X III auf dem Sensor mitbrachte. Nikon verteilt knapp 500 Autofokus-Messfelder über die Sensorfläche. Die Vorgängerin D6 arbeitete noch ganz ohne Sensormessung, dafür mit 105 Kreuzsensoren auf einem gesonderten Autofokus-Chip.

Die neuen Sensoren erlauben es, durch die hohe Auslesegeschwindigkeit nur mit elektronischem Verschluss zu arbeiten. Sie haben den Rolling-Shutter-Effekt, bei dem gerade Linien zu Kurven werden können, quasi eliminiert. Daher verzichtet Nikon gleich ganz auf den mechanischen Verschluss. Die Kameras bieten, wie bereits die Sony A9 II, sehr kurze Auslösezeiten von 1/32.000 Sekunde beziehungsweise 1/64.000 Sekunde (Canon) und können zudem vollkommen lautlos fotografieren. Dazu wurde die Blitzsynchronisation mit dem elektronischen Shutter ermöglicht.

Damit die hohen Geschwindigkeiten auch genutzt werden können, setzen beide Hersteller auf CFexpress-Karten Typ B (alternativ bei Nikon noch XQD-Karten in den gleichen Slots möglich). Nikon nutzt gleich beide Kartenslots dafür, Canon unterstützt im zweiten Slot eine SD-Karte. Neue, verlustfrei komprimierte Raw-Formate sollen die Datenübertragung zusätzlich beschleunigen und dabei Speicherplatz sparen.

Beide Hersteller haben zudem ihren Autofokus (AF) mit selbstlernender künstlicher Intelligenz trainiert. Neben Menschen in verschiedensten Bewegungssituationen können beide Kameras Fahrzeuge und Motorräder erkennen, dazu Tiere und Vögel inklusive deren Augen. Canon gibt an, dass die Software speziell Helme wie die bei der Formel 1 oder beim Motorradfahren erkennt. Bei beiden Modellen funktioniert der Autofokus entsprechend auch bei Videoaufnahmen.

Dazu bieten beide noch einige Sonderfunktionen, wie den augengesteuerten Autofokus der R3, die beleuchteten Tasten der Z 9 oder den optionalen Sensorschutz beim Objektivwechsel, den beide Kameras besitzen. Er erfüllt eine ähnliche Schutzfunktion wie zuvor der Klappspiegel.

Beide Kameras bringen eine Zugentlastung für Kabel mit, die sich seitlich befestigen lässt.

Sowohl die Nikon Z 9 als auch die Canon EOS R3 bieten einen eingebauten Sensorschutz.