E-Rezept: Einführung auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt

Das bereits für Anfang Januar geplante E-Rezept wird erst mal nicht kommen – eine Einführung "im Schweinsgalopp und mit der Brechstange" sei kontraproduktiv.

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(Bild: SOMKID THONGDEE/Shutterstock.com)

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Die bundesweite Einführung des elektronischen Rezepts ist auf "unbestimmte Zeit" verschoben worden, da sowohl die Ausstellung elektronischer Rezepte als auch die elektronischer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen derzeit noch "Probleme" bereiten. Dies geht aus einer Pressemitteilung des Deutschen Bundestags im Rahmen einer Anhörung zur Online-Petition der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Bayerns (KVB) "Kassenarztrecht – Einführung von Flächentests zur elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) und zum eRezept" hervor, die sich die Durchführung ausreichender Testphasen für Anwendungen in der Telematikinfrastruktur (TI) zum Ziel gesetzt hat.

Die bundesweite Testphase ist laut der Parlamentarischen Staatssekretärin des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), Sabine Dittmar (SPD), aufgrund mangelnder technischen Verfügbarkeit "offen verlängert" worden. Bestimmte Qualitätskriterien müssten eingehalten werden. "Sobald diese erfüllt sind, sollte auch die Umstellung auf das E-Rezept erfolgen", sagte sie. Erst dann könne es einen "flächendeckenden Roll-Out" geben. [Update 17.02.2022, 12:35 Uhr: Durch den Wegfall des verpflichtenden Einführungsdatums wird es auch keine Sanktionen mehr geben, wenn Praxen keine E-Rezepte oder eAUs erstellen können. Der Test für das E-Rezept läuft allerdings weiter. Bisher sind laut TI-Dashboard 1.596 Rezepte eingelöst worden.]

Die Vorsitzende der Vertreterversammlung der KVB, Allgemeinmedizinerin Petra Reis-Berkowicz, hatte im Oktober 2021 eine öffentliche Petition mit der Forderung nach einer zwölfmonatigen Testphase für das E-Rezept und der eAU beim Bundestag eingereicht und über 50.000 Unterschriften gesammelt. Damals galt der erste Januar 2022 noch als Startdatum für das E-Rezept. Sie betonte, dass die übereilte Einführung des E-Rezepts "im Schweinsgalopp und mit der Brechstange" kontraproduktiv und besorgniserregend sei. Dabei werde eine die Versorgung der Patienten und Arbeitsabläufe verbessernde Digitalisierung ausdrücklich begrüßt, dennoch seien die bisherigen Vorgänge in Zusammenhang mit dem E-Rezept besorgniserregend.

Der Testzeitraum sei zu kurz gewesen für eine Technik, bei der neben einer schnellen Internetanbindung und sieben technischen Geräten auch die Kommunikation zwischen Krankenkassen, Apotheken, Arztpraxen und Arbeitgebern erforderlich ist. Dabei fordert Reis-Berkowicz einen stärkeren Einbezug der Anwender und Angaben der Ärzte Zeitung zufolge ein papiergebundenes Ersatzverfahren für die eAU und das E-Rezept. "Wir sind nie gefragt worden, ob das so in unsere Arbeitsabläufe zu implementieren ist", sagte sie. Es habe zudem keine Schulungen, sondern nur ein digitales Handbuch gegeben. Dittmar wolle in diesem Zusammenhang prüfen, wie Ärzte besser in das Digitalisierungsprojekt eingebunden werden können.

(mack)