Noch'n Geburtstag für die Audio-CD

Heute vor 20 Jahren brachte Sony den ersten CD-Player auf den Markt.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Janko Röttgers
  • Volker Zota

Am 1. Oktober 1982 brachte der Elektronikkonzern Sony in Japan den weltweit ersten Audio-CD-Player auf den Markt. Das Gerät hörte auf den Namen CDP-101, wobei 101 den Aufbruch in die digitale Welt der Einsen und Nullen versinnbildlichen sollte. Der Kostenpunkt des Geräts lag bei 168.000 Yen, was damals rund 625 US-Dollar entsprach. Gleichzeitig begann Sonys Plattenfirma CBS mit dem Verkauf der ersten Audio-CDs. Den Auftakt machte das Album "52nd Street" von Billy Joel. Gegen Ende des Jahres hatten bereits 100 Titel ihren Weg in den Einzelhandel gefunden. Zum ersten Mal vorgestellt wurde eine massenhaft produzierte Audio-CD übrigens am 17. August 1982 im Polygram-Werk in Hannover-Langenhagen.

Entwickelt wurde das CD-Format gemeinsam von Sony und dem niederländischen Elektronikkonzern Philips. Ursprünglich hatte Sony eine Audio-CD auf Grundlage der damals bereits existierenden optischen Videodisks geplant. Bald sah man aber ein, dass eine CD mit 30 Zentimetern Durchmesser nicht nur unhandlich war, sondern auch niemals von der Musikindustrie akzeptiert worden wäre. Eine CD dieser Größe hätte rund 13 Stunden Aufnahmezeit geboten -- viel zu lang für die auf den Verkauf von Alben fixierten Plattenfirmen.

Ganz einfach war es dennoch nicht, sich auf die endgültige Gestalt der CD zu einigen. So sollen die Philips-Forscher einen CD-Durchmesser von 11,5 Zentimeter favorisiert haben, weil dies europäischen DIN-Normen entgegenkam. Der damalige Sony-Vizepräsident Norio Ohga soll dagegen argumentiert haben, eine CD müsse schon wegen der Länge von Beethovens neunter Sinfonie bis zu 75 Minuten Musik fassen. Die Philips-Wissenschaftler sollen davon nicht ganz überzeugt gewesen sein. Ihr Einwand: Mit zwölf Zentimetern passe die CD in keine Westentasche. Erst als das Team zahlreiche Anzüge aus der ganzen Welt ausgemessen hatte, konnte man sich auf die heute üblichen zwölf Zentimeter einigen. Abmessungen und andere technische Details des Formats wurden 1980 von beiden Firmen im "Red Book"-Standard festgelegt.

Ein halbes Jahr nach der Vorstellung des CD-Players in Japan erschienen auch die ersten Modelle in Europa und den USA. Anfangs stieß das Medium jedoch auf nur mäßiges Interesse. Einige Musiker machten sogar mit einer Initiative namens "Musicians against Digital" (MAD) gegen CDs und digitale Aufnahmetechnologien Front. Doch innerhalb weniger Jahre wurde die CD populärer als die Vinyl-Schallplatte. 1988 wurden bereits 100 Millionen Audio-CDs pro Jahr produziert. Anfang der Neunziger verbannten die meisten Einzelhandelsketten Vinyl dann endgültig aus ihren Regalen. Diese Umstellung auf CDs ermöglichte der Musikindustrie Rekordumsätze nach Jahren der Rezession.

Heute hat sich der einzige Liebling der Musikbranche zu ihrem Sorgenkind entwickelt. Die Plattenfirmen beklagen Umsatzeinbrüche von bis zu zehn Prozent. Auch wenn sich einige Marktforscher schon gegenteilig äußerten, werden die Labels nicht müde, neben der Internet-Piraterie dem heimischen CD-Brennen die Schuld daran zu geben. Laut Bundesverband der Phonoindustrie wurden im Jahr 2001 182 Millionen CD-Rohlinge zum Kopieren von Musik genutzt, aber nur 172 Millionen bespielter Alben verkauft.

Insbesondere in Deutschland versuchen die Plattenfirmen gegen diesen Trend mit so genannten kopiergeschützten CDs anzugehen. Dabei handelt es sich meist um Audio-CDs, deren Inhaltsverzeichnis (TOC) fehlerhaft ist. Einige Verfahren bauen auch auf dem gezielten Einfügen von Fehlern in die Audiodaten selbst auf. Eigentlich sollen diese Manipulationen ein Abspielen auf dem PC verhindern, eine Wiedergabe auf Audio-CD-Playern jedoch weiter ermöglichen. Moderne Multimedia-Geräte wie etwa Auto-Navigationssysteme mit integriertem CD-Player scheitern jedoch ebenfalls oft an den geschützten Silberscheiben. CD-Miterfinder Philips hat deshalb Anfang des Jahres Stellung gegen kopiergeschützte CDs bezogen und Plattenfirmen dazu aufgefordert, diese nicht mit dem offiziellen CD-Logo zu kennzeichnen.

Mittlerweile gibt es auch eine ganze Reihen von Versuchen, die Audio-CD durch ein moderneres und besser schützbares Medium zu ersetzen. Doch bisher haben sich weder DVD-Audio noch Super Audio CD (SACD) auf dem Massenmarkt durchsetzen können. Wahrscheinlich bleibt uns die Westentaschen-kompatible Silberscheibe deshalb auch als Audio-Datenträger noch einige Jahre erhalten. (Janko Röttgers) / (vza)