Gericht stoppt Bau der Afrika-Zentrale Amazons

Amazon.com baut in Kapstadt eine Afrika-Zentrale. Doch wenden Indigene ein, dass heiliges Land betroffen ist.

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(Bild: Sundry Photography/Shutterstock.com)

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Von
  • Andreas Knobloch

Die südafrikanische Justiz hat den Bau der neuen Afrika-Zentrale des US-Konzerns Amazon.com ausgesetzt. Weil Nachfahren der ersten Einwohner Südafrikas das vorgesehene Land als heilig bezeichnet haben, hat der Oberste Gerichtshof Westkaps dem Projektentwickler untersagt, die Bauarbeiten fortzusetzen.

Der Baustopp wird so lange aufrechterhalten, bis eine sinnvolle Beteiligung und Konsultation mit den betroffenen indigenen Völkern stattgefunden hat. "Das Grundrecht auf Kultur und Erbe indigener Gruppen, insbesondere der Khoi und San, ist bedroht, da keine ordnungsgemäße Konsultation stattgefunden hat", so Richterin Patricia Goliath in ihrem Urteil vom 18. März, das am Sonntag veröffentlicht wurde.

Amazon selbst ist in dem Verfahren nicht beklagt. Richterin Goliath stellte klar, dass ihre Entscheidung nicht als Kritik an dem Projekt zu verstehen sei. Das Hauptaugenmerk müsse auf der Notwendigkeit einer angemessenen Konsultation vor der Umsetzung des Projekts liegen.

Die Bauarbeiten für den im vergangenen Jahr von der Stadtverwaltung genehmigten Geschäfts- und Wohnkomplex im Bauwert von umgerechnet 243 Millionen Euro hatten bereits begonnen. Auf einem ehemaligen Golfplatz ist eine Gesamtbürofläche von 70.000 Quadratmetern geplant. Auf dem Gelände fließen zwei Flüsse, der Schwarze Fluss und der Liesbeek, zusammen, die als heilig gelten.

Nicht alle Khoi- und San-Gruppen sind gegen das Projekt. Unter den Beklagten ist sogar eine Allianz Projekt-Befürwortern der beiden Gruppen. Doch der traditionelle Rat der indigenen Khoi Khoin von Goringhaicona und eine Nachbarschaftsvereinigung haben beim Obersten Gerichtshof Westkap eine Petition eingereicht, um das Projekt zu stoppen.

Die Gruppen der Khoi und der San gehören möglicherweise zu den ältesten Gruppen, die Südafrika bewohnen. Zehntausende von Jahren lebten die San als Jäger und Sammler. Die Khoi hingegen verschmolzen mit ihnen und entwickelten sich vor über 2.000 Jahren zu Viehzüchtern. Beide Gruppen haben sehr unter Kolonialisierung und Apartheid gelitten. Viele beklagen, dass sie noch heute unter großer sozialer Ungleichheit und mangelnden wirtschaftlichen Möglichkeiten leiden, und dass ihre Vergangenheit weiterhin ignoriert würde.

Die Stadt Kapstadt hat argumentiert, dass Amazons Afrikazentrale erheblich zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zur wirtschaftlichen Entwicklung der Provinz beitragen werde. In Kapstadt beschäftigt der Konzern bereits Tausende Mitarbeiter in einem Datenzentrum.

Die Zentrale in Südafrika ist nicht der erste Amazon-Firmensitz, der Polemik hervorruft. So gab es in Deutschland immer wieder Proteste gegen einen neuen Amazon-Büroturm in Berlin-Friedrichshain. Anfang 2019 wurden sogar Brandanschläge gegen Amazon in Berlin verübt.

(akn)