Cloud-Großprojekt IPCEI: 750-Millionen-Förderhilfe für 26 deutsche Firmen

Das Wirtschaftsministerium hat für die EU-Initiative für Cloud-Infrastrukturen mehrere, teils besonders energieeffiziente Projekte in Brüssel eingereicht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 12 Kommentare lesen

(Bild: sdecoret/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Der Startschuss für die konkrete Umsetzung des europäischen Großprojekts für Cloud-Infrastrukturen und -Dienste der nächsten Generation rückt näher. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat jetzt mehrere Partnerschaften ausgewählter Beteiligter an dem "wichtigen Vorhaben von gemeinsamem europäischem Interesse" (IPCEI) bei der EU-Kommission eingereicht, die das strategische Fördervorhaben koordiniert. Deutschland will demnach einschlägige Initiativen von insgesamt 26 Unternehmen mit bis zu 750 Millionen Euro unterstützen.

Diese sogenannte Pränotifizierung ist der erste Schritt hin zur beihilferechtlichen Genehmigung. Die in einem speziellen Interessenbekundungsverfahren auserkorenen Projekte sollen dann nach der Bewilligung im Herbst starten.

Genaue Angaben zu den Beteiligten machen die angeschlossenen EU-Staaten noch nicht. Eine BMWK-Sprecherin erklärte gegenüber heise online: "Eine zentrale Rolle sowohl national als auch im europäischen Kontext spielen die deutschen Vorhaben von SAP, Siemens, Deutsche Telekom und Atos. Umfassender werden wir uns zu den teilnehmenden Unternehmen – wie auch bisher bei anderen IPCEI – dann äußern, wenn die Kommission das Vorhaben genehmigt hat."

Mit dem von Deutschland und Frankreich lancierten IPCEI-CIS (Cloud-Infrastrukturen und -Services) soll eine leistungsfähige Cloud-Architektur unter Einbezug verschiedener Anbieter in ganz Europa entstehen. Ziel ist es laut dem BMWK, die Entwicklung neuer Technologien anzustoßen, "die den Austausch und die Verarbeitung sehr großer Datenmengen in dezentralen Systemen in Echtzeit gewährleisten". Nur so könnten Anwendungen wie die Industrie 4.0 und das autonome Fahren vorankommen.

Das bedeutet dem Ministerium zufolge, "dass Daten und Datendienste reibungslos fließen können müssen". Dies soll etwa für den Austausch zwischen unternehmenseigenen Rechnerwolken, die als "Edge Clouds" nah beim Anwender positioniert sind, und zentralen Infrastrukturen gelten. Dafür sei es nötig, stromsparende, hocheffiziente, automatisierte und vernetzte Dienste zu entwickeln. So sollen die Projekte die CO₂-Neutralität der Cloud etwa durch die Nutzung von regenerativen Energien umsetzen.

Ein weiter Schwerpunkt liegt im Sinne der überarbeiteten EU-Industriestrategie auf "Anwendungen im industriellen Maßstab" liegen, einfach anwendbare Lösungen für den Mittelstand aber nicht zu kurz kommen.

Derzeit sei der Markt für Cloud-Dienstleistungen "von wenigen großen Unternehmen aus Drittstaaten dominiert", heißt es beim BMWK. Europäische Anbieter seien dagegen "weitgehend fragmentiert". Insgesamt fehlten "Skalierbarkeit, Interoperabilität und Transparenz von Angeboten". Dies schade dem Wettbewerb und verhindere, "dass die hohen Innovationspotenziale der europäischen Wirtschaft voll genutzt werden können".

Zu den konkreten Förderzielen zählt laut der Förderbekanntmachung des Ressorts vom Donnerstag, einen Beitrag zu einem für diverse Anbieter offenstehenden Cloud-Edge-Kontinuum zu leisten und so lokale, regionale und zentrale Rechenkapazitäten zu verknüpfen. Dabei seien "fortschrittlichen Technologien für den Austausch und die Verarbeitung großer Datenmengen" unter strikten Qualitätsvorgaben sowie energieeffiziente Technologien zu entwickeln.

Mit den Vorgaben knüpfe das Projekt nahtlos an die europäische Cloud-Initiative für Daten-Infrastruktur Gaia-X an und werde "der industriellen Skalierung von digitalen Anwendungen einen großen Schub verleihen", zeigt sich das BMWK zuversichtlich. Das IPCEI setze auf "Offenheit, Echtzeitfähigkeit, Energieeffizienz und Cybersicherheit". Damit "bauen wir das Fundament für die digitale Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit der EU", betonte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen). "Unsere Wirtschaft muss selbst bestimmen können, wie sie ihre Daten speichert, nutzt und verarbeitet. Dafür wollen wir den europäischen Cloud-Markt an die Weltspitze heranführen."

(bme)