Milliardenverluste trotz Umsatzplus bei Vivendi Universal
Der hoch verschuldete Medienkonzern Vivendi Universal hat im ersten Halbjahr 2002 einen Nettoverlust von 12,3 Milliarden Euro eingefahren.
Der hoch verschuldete Medienkonzern Vivendi Universal hat im ersten Halbjahr 2002 einen Nettoverlust von 12,3 Milliarden Euro (11,32 Euro je Aktie) eingefahren; rund 11 Milliarden Euro davon verbuchte der französisch-amerikanische Mischkonzern als Sonderabschreibungen. Branchenkenner waren von Abschreibungen in Höhe von maximal zehn Milliarden Euro ausgegangen. Weitere 3,4 Milliarden Euro stellte der weltweit zweitgrößte Medienkonzern für außerordentliche Finanzverpflichtungen zurück. Den operativen Gewinn bezifferte das Unternehmen auf 2,4 Milliarden Euro, was einer Steigerung von acht Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Der Nettoverlust ohne Firmenwertabschreibungen und Sonderfaktoren soll lediglich 66 Millionen Euro betragen.
Betroffen von den Wertberichtigungen sind die Sparten Fernsehen mit 3,8 Milliarden Euro, Musik (3,5 Milliarden), Unterhaltung (2,6 Milliarden) sowie Telekommunikation und Internet (1,1 Milliarden Euro). Beim Umsatz konnte Vivendi Universal zulegen: EinschlieĂźlich der Versorgersparte Vivendi Environnement bezifferte der Konzern den Umsatz im ersten Halbjahr 2002 auf 29,99 Milliarden Euro nach 26,44 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Die Musiksparte sei mit einem UmsatzrĂĽckgang auf 1,51 Milliarden (minus zwei Prozent) die einzige Sparte, die einen VerkaufsrĂĽckgang verzeichnet habe, teilte das Unternehmen mit.
Um den bei einer Einkaufstour im Film-, TV- und Musikgeschäft Anfang des Millenniums angehäuften Schuldenberg von 35 Milliarden Euro abzutragen, wollen die Vivendi-Manager jetzt Vermögenswerte in Höhe von mindestens zehn Milliarden Euro abstoßen, davon fünf Milliarden in den kommenden neun Monaten. Wie die Mediengruppe mitteilte, hat der Aufsichtsrat bei einer Sitzung am Dienstag bereits entschieden, das US-amerikanische Verlagshaus Houghton Mifflin zu veräußern.
Der frühere Vivendi-Chef Jean-Marie Messier hatte den in Boston ansässigen Verlag im August 2001 für umgerechnet 2,23 Milliarden Euro gekauft. Messiers Nachfolger Jean-René Fourtou will am 25. September einen Restrukturierungsplan vorlegen, um die Kassen des Konzerns zu füllen. Branchenexperten erwarten einen harten Sanierungskurs. Welche anderen Vermögenswerte abgestoßen werden sollen, wurde am Mittwoch nicht bekannt. Am Vortag schon hatte der Vivendi-Aufsichtsrat Fourtou für die anstehenden Aufgaben den 47-jährigen Jean-Bernard Lévy als zweiten Spitzenmann zur Seite gestellt. (pmz)