Musk-Übernahme von Twitter: Platzt der Deal durch kritische Tweets?

Zuletzt hat Musk einzelne Mitarbeiter für Twitters Probleme öffentlich verantwortlich gemacht. Das könnte dem Deal entgegenstehen, aber auch so gewollt sein.

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(Bild: Rokas Tenys/Shutterstock.com)

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Zieht er es wirklich durch oder kommt noch etwas (beabsichtigt) dazwischen? Die Übernahme von Twitter durch Elon Musk ist noch nicht perfekt, entsprechend werden nun Zweifel vorgebracht, ob der Tech-Milliardär nicht doch wieder auszusteigen versucht. Vorstellbar sei aber auch, dass er die Stimmung momentan so stark vergiftet, dass die Übernahme nicht zustande kommen kann.

In den internationalen Kommentarspalten wird dies zum Teil vermutet, da Musk sich auch schon in der Vergangenheit als – positiv formuliert – entscheidungsfreudig oder auch – negativ formuliert – wankelmütig zeigte.

Kolportiert wird etwa, dass er den Twitter-Deal bewusst durch öffentliche Angriffe gegen hochrangige Twitter-Miterarbeiterinnen und -Mitarbeiter platzen lassen will. Denn laut Bloomberg sei in der Übernahme-Vereinbarung festgesetzt, dass Musk über den Deal oder Angestellte nicht twittern dürfe, wenn er das Unternehmen oder Angestellte damit verunglimpfe.

Dass dies bereits passiert sei, sieht laut Forbes unter anderem der frühere Twitter-CEO Dick Costolo so. Musk habe kritische Tweets verfasst, welche Twitters Top-Juristin Vijaya Gadde angreifen – die maßgeblich mit dafür verantwortlich gewesen sei, Donald Trump von der Plattform zu verbannen oder auch Tweets der New York Post zu blocken, welche einen kritischen Artikel zu Hunter Biden im US-Wahlkampf auf Grundlage von gestohlenen Daten verfasste.

Musk hob auf einen "Left-Wing-Bias" (linke Voreingenommenheit) in der Twitter-Führung ab, der zu Entscheidungen gegen freie Meinungsäußerung geführt hätte. Er nennt Gadde nicht beim Namen, teilte aber ein Meme, das ihr Konterfei mit dem Left-Wing-Bias in Verbindung bringt. Die Darstellung geht offenbar vom ebenfalls umstrittenen Joe Rogan aus oder bezieht sich auf seine Analysen. Rogan hatte in den vergangenen Monaten beispielsweise Falschinformationen zu Covid-19 über seinen Spotify-Podcast verbreitet, was bei Spotify für reichlich Unfrieden sorgte.

Musk holt in folgenden Tweets auch weiter aus. Dass das Trump-Netzwerk "Truth Social" momentan im Apple Store Twitter und TikTok bei den Downloadzahlen ausboote, läge seiner Meinung nach daran, dass Twitter in der Vergangenheit die freie Meinungsäußerung zu stark eingeschränkt habe. Deshalb gebe es überhaupt Truth Social, das er wiederum als "Trumpet" durch den Kakao ziehen will. Alle diese Tweets können auch als weitere Angriffe gegen die vorher in den Kontext eingebrachte indisch-amerikanische Gadde verstanden werden, die sich aktuell besonders vielen rassistischen Angriffen ausgesetzt sieht.

Fraglich ist nun, ob Musk bewusst vorgeht oder eher weniger darüber nachdenkt, was er warum tweetet. Hier ist die Bilanz des Viel-Twitterers Musk bereits durchwachsen.

Dass Musk schon in der Vergangenheit mal ein impulsives oder auch wohlüberlegtes Twitter-Verhalten nachgesagt wurde, zeigt etwa sein Streit mit der US-Börsenaufsicht, die ihm Insiderhandel unterstellte. Musk hatte via Twitter Geschäftszahlen zu Teslas Autoproduktion und Teslas Solardächern veröffentlicht und damit mal Kurssprünge oder auch Kurseinbrüche verursacht. Vor den stets wirkungsstarken Tweets hatte unter anderem sein Bruder Kimbal Musk eine große Zahl an Aktien veräußert. Die Börsenaufsicht ging also davon aus, dass sich Elon Musk der Wirkweise seiner geschäftsbezogenen Tweets bewusst war und in seinem Umfeld entsprechend Warnungen kommunizierte.

Ob Musks neuste Tweet-Historie tatsächlich den Deal platzen lässt, wird sich zeigen. Die Übernahme könnte aber auch noch dadurch gestoppt werden, dass verbliebene Aktienhalter:innen sich nicht mit dem bisher taxierten Aktienwert zufriedengeben werden. Das Geschäft könnte am Ende doch zu kompliziert oder teuer werden. Zumal das Gerücht kursiert, dass Musk den Twitter-Deal nur angestoßen habe, um Tesla-Aktien günstig zurückkaufen zu können – der Tesla-Kurs hatte mit den Twitter-Übernahme-Nachrichten nachgegeben.

(kbe)