Apple verliert hochrangigen KI-Manager wegen Rückkehrpflicht ins Büro

Ab Mai dürfen nur noch zwei Homeoffice-Tage pro Woche genommen werden. Für Ian Goodfellow, Director of Machine Learning, war das zu viel.

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Apple Park

Im Apple Park wird künftig wieder gearbeitet.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Apple hat erstmals einen bekannten Manager verloren, weil der Konzern zu strikte Homeoffice-Regeln hat. Der Direktor des Bereichs Maschinelles Lernen (Machine Learning, ML) in Apples Abteilung für Künstliche Intelligenz, Ian Goodfellow, will nicht mehr in Cupertino arbeiten. Goodfellow kam vor gut drei Jahren von Google, um die KI-Fähigkeiten des iPhone-Herstellers aufzumöbeln.

In seiner Begründung, die an die Mitglieder seines Teams ging, heißt es laut Angaben des IT-Blogs The Verge, er glaube sehr, dass "mehr Flexibilität für mein Team die beste Regelung gewesen" wäre. Als spezifische Begründung für seine Kündigung nannte er Apples unter den Angestellten sehr umstrittene "Return to Work"-Politik. Diese begann im April damit, dass Mitarbeiter mindestens einen Tag pro Woche zurück ins Büro mussten. Seit Anfang Mai sind es zwei Tage, bis Ende des Monats sollen es drei Tage sein. Apple nennt sein Modell "hybrides Arbeiten".

Apple schreibt seinen Managern sogar die Tage vor, an denen ihre Teammitglieder vor Ort sein müssen: Nur Freitag und Mittwoch dürfen Homeoffice-Tage ("Remote days") sein. Zudem haben die jeweiligen Leiterinnen und Leiter volle Kontrolle über den Arbeitsort: Wenn sie meinen, dass Homeoffice nicht zum Team passt, können sie es auch ganz verbieten. Andere Silicon-Valley-Firmen wie Google oder Facebook sind signifikant weniger strikt, auch wenn dort mittlerweile ebenfalls wieder ein Trend zur Rückkehr ins Büro vorherrscht, nachdem die Corona-Pandemie überwunden scheint.

KI-Experte Ian Goodfellow.

(Bild: nvidia.com, Archiv)

Dass Apple mit seinen genauen Vorgaben das Unternehmen womöglich unattraktiver für Menschen mit Familie, Behinderung oder anderen spezifischen Lebensumständen macht, scheint dem Konzern egal zu sein. Es wird ein hartes Durchgreifen von den Angestellten beklagt. Dabei war es Apple durchaus gelungen, im Lockdown und darüber hinaus aktiv und produktiv zu bleiben: Der Konzern schrieb ein Rekordquartal nach dem nächsten. Dennoch glaubt man bei Apple an die "Magie der glücklichen Zufälle" beim Zusammentreffen der Angestellten vor Ort – obwohl der Konzern sehr stark in Themensilos unterteilt ist, bei denen es sogar Geheimhaltungspflichten untereinander gibt.

Der ML-Experte Goodfellow war Anfang 2019 zu Apple gestoßen, nachdem er lange bei Google und dem KI-Konsortium OpenAI tätig war. Dort hatte er als einer der KI-Pioniere die Technik der Generative Adversarial Networks (GAN) aufgebaut, zu deren Vätern er zählt. Bei Apple war er unter anderem dafür zuständig, KI-Prozesse lokal auf die Geräte zu verlagern, da Apple versucht, hier möglichst wenig Cloud-Dienste zu nutzen, um die Privatsphäre der User zu schützen. Goodfellow gehörte zu den am häufigsten in wissenschaftlichen Publikationen zitierten Mitarbeitern Apples.

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(bsc)