Klimawandel: Vier Indikatoren laut Welt-Wetterorganisation 2021 auf Rekordniveau

Experten der WMO melden besorgniserregende Rekordwerte in mehreren Bereichen. Dazu gehören der Anstieg des Meeresspiegels und die Erwärmung der Atmosphäre.

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Einer der Indikatoren für den Klimawandel ist die schwindende Eismasse auf der Erde.

(Bild: WMO)

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Vier wichtige Indikatoren für den Klimawandel haben nach dem jüngsten Klimazustandsbericht der Weltwetterorganisation (WMO) Rekordwerte erreicht: die Konzentration an Treibhausgasen – vor allem von CO₂ – in der Atmosphäre, der Anstieg des Meeresspiegels, die Erwärmung der Ozeane und deren Versauerung. Das unterstreiche die verheerenden Folgen der menschlichen Aktivitäten für die Ökosysteme, die eigentlich das Überleben der Menschheit sichern, berichtete die WMO am Mittwoch in Genf.

Die globale Durchschnittstemperatur lag 2021 etwa 1,11 °C über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900). Damit bestätigte die WMO ihre vorläufige Berechnung und ebenso die Feststellung, dass die vergangenen sieben Jahre die wärmsten seit Messbeginn waren. Diese besorgniserregende Entwicklung hatte die WMO bereits in ihrem vorläufigen Zustandsbericht im Oktober 2021 angerissen. Zu dem Zeitpunkt lagen aber noch nicht alle Messwerte vor.

Mit 413,2 ppm (parts per million) erreichte 2020 die CO₂-Konzentration einen neuen weltweiten Höchststand, mit 149 Prozent des vorindustriellen Niveaus. Daten von einigen Standorten deuten laut WHO darauf hin, dass sie 2021 und Anfang 2022 weiter zunahmen.

Das Ozeanwasser erwärmte sich in den obersten 2000 Meter weiter; die WMO erwartete, dass das weitergehen wird und davon auch tiefere Meeresschichten betroffen sein werden. Ein Vorgang, der auf lange Sicht irreversibel wäre. Da die weltweiten Meeresgewässer etwa 23 Prozent des von Menschen in die Atmosphäre eingebrachten CO₂ absorbierten, versauerten die Ozeane zunehmend. Mit sinkendem pH-Wert sinke die Fähigkeit des Ozeans, CO₂ aus der Atmosphäre aufzunehmen. Der Weltklimarat gehe davon aus, dass der derzeitige pH-Wert der niedrigste seit mindestens 26.000 Jahren ist.

Der globale mittlere Meeresspiegel ist von 2013 bis 2021 um durchschnittlich 4,5 mm jährlich angestiegen und habe 2021 ein neues Rekordhoch erreicht, schreibt die WMO weiter. Der Anstieg des Meeresspiegels sei hauptsächlich auf den beschleunigten Verlust von Eismasse zurückzuführen. Davon seien Hunderte von Millionen Küstenbewohner betroffen, diese würde auch anfälliger für tropische Wirbelstürme.

2020 und 2021 sei zwar weltweit das Eis weniger abgeschmolzen als davor, es gibt laut WMO aber einen klaren Trend, dass sich der Eisverlust beschleunigt. Die Referenzgletscher der Welt sind 1950 um 33,5 Meter ausgedünnt, davon 76 Prozent seit 1980.

Im westlichen Nordamerika und im Mittelmeer wurden Hitzerekorde aufgestellt. Im kalifornischen Death Valley wurden im vorigen Sommer 54,4 °C gemessen, in Syrakus auf Sizilien 48,8 °C. Die kanadische Provinz British Columbia erreichte am 29. Juni 49,6 °C.

Überschwemmungen führten in der chinesischen Provinz Henan zu wirtschaftlichen Verlusten in Höhe von 17,7 Milliarden US-Dollar, und Westeuropa erlebte Mitte Juli einige seiner schwersten Überschwemmungen. In Deutschland kamen durch Hochwasser an Ahr und Erft weit über 100 Menschen zu Tode, es wurden Schäden von mehr als 20 Milliarden US-Dollar verursacht worden. Das Horn von Afrika, Kanada, der Westen der USA, der Iran, Afghanistan, Pakistan und die Türkei wurden von Dürre geplagt, ebenso das subtropische Südamerika.

"Unser Klima verändert sich vor unseren Augen", sagte WMO-Chef Petteri Taalas. Die menschengemachten Treibhausgase in der Atmosphäre verhinderten die Wärmestrahlung der Erde ins All, weshalb sich der Planet noch über Generationen aufheizen werde, "wenn nicht Verfahren erfunden werden, um Kohlenstoff aus der Atmosphäre zu entfernen", sagte Taalas. Gleichwohl sei es wichtig, die Menge freigesetzter Treibhausgase jetzt zu reduzieren, um die Erwärmung dauerhaft unter 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau zu halten.

(anw)