Saubere Schifffahrt: 100 Jahre alter Frachtsegler aus Holz sticht wieder in See

Ein Holzschiff aus 1909 wird wieder für kommerzielle Frachtfahrten eingesetzt. Windkraft bringt kolumbianische Kaffeebohnen zu kanadischen Kunden.

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Luftaufnahme der dreimastigen Vega Gamleby

Die S/V Vega Gamleby

(Bild: Sailcargo)

Lesezeit: 3 Min.
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Seefracht ohne klimaschädliche Abgase zu befördern, ist Ziel des kanadischen Unternehmens Sailcargo. Dazu baut die Firma in Costa Rica seit 2019 einen hölzernen Dreimaster mit mehr als zwei Dutzend Segeln namens Ceiba. Weil das noch dauert, aber Auftraggeber schon warten, hat Sailcargo ein schwedisches Segelschiff aus dem Jahr 1909 gekauft. Die S/V Vega Gamleby soll noch dieses Jahr Lieferfahrten von Kolumbien nach New Jersey aufnehmen.

Jahrzehntelang hat die Vega Gamleby Fracht befördert, zunächst zwischen skandinavischen Häfen, dann sogar bis auf die Kapverden. Einen Motor bekam das Segelschiff erst 1932. 1985 sollte das Holzschiff zerlegt werden, doch der schwedische Schiffsbauer Egil Bergström rettete die Vega Gamleby in letzter Minute.

1993 zerstörte ein Feuer große Teile des Segelschiffs. Unter der Ägide der Familie Bergström wurde das Schiff umfassend restauriert; 15 Prozent der Vega Gamleby sind heute, 113 Jahre nach dem ersten Stapellauf, noch original. Ab 2006 diente sie als Trainingsschiff für junge Segler und konnte mehrere Regatten der Tall Ships’ Races gewinnen. Den Kaufpreis verrät Sailcargo nicht.

Diese Woche hat die Überstellungsfahrt von Schweden über die Kanaren in die Karibik begonnen. Dort soll die Vega Gamleby Mitte Juli eintreffen, passende Winde vorausgesetzt. Es folgen Mannschaftstrainings sowie Umbauarbeiten als Vorbereitung für den Frachtbetrieb, darunter der Einbau eines elektrischen Hilfsmotors zur Navigation in Häfen sowie Unterkünfte für 14 Mann Besatzung und vier Passagiere. Auch Solarpaneele und vielleicht Windräder oder Wellenenergiegeneratoren sind vorgesehen.

Schon im vierten Quartal 2022 sollen die kommerziellen Fahrten beginnen, nämlich von Kolumbien nach New Jersey. Eine durchschnittliche Fahrt wird dann voraussichtlich 16 Tage dauern, was natürlich stark schwanken kann, je nach Wind. Der Frachtraum fasst 148 Kubikmeter oder 82 Tonnen.

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Die Fahrten in nördlicher Richtung sind bereits ausgebucht. Der kanadische Kaffeeröster Café William, spezialisiert auf Bio-Fair-Trade, lässt sich Kaffeebohnen aus Kolumbien liefern. Für die Rückfahrten hat Sailcargo nach eigenen Angaben auch schon Kunden, es gibt aber noch freie Kapazitäten. "Wir sehen Interesse lateinamerikanischer Brauereien, die sich Hopfen und Gerste liefern lassen möchten", teilte Sailcargo-Sprecher Jeremy Stern von Bord der Vega Gambley heise online mit. Auch mit einem Hersteller umweltverträglicher Verpackungen sowie einem Importeur elektrischer Fahrräder verhandelt der Transporteur.

Die S/V Vega Gamleby

(Bild: Sailcargo)

Die CO₂-Bilanz der Vega Gamleby sei sehr bescheiden und belaufe sich im Wesentlichen auf die mit den verbauten Materialien verbundenen Emissionen, erklärte Stern. Immerhin ist das Schiff teilweise kupferverkleidet und hat zigtausende Kupfernägel und -bolzen. Kunden sollen nur "marginal" mehr zahlen als für Frachtbeförderung mit herkömmlichen Containerschiffen.

An der neuen Ceiba baut Sailcargo weiter. Der Frachtsegler soll sogar eine negative CO₂-Bilanz haben und 250 Tonnen Fracht fassen können – das Dreifache der Vega Gamleby. Kommendes Jahr soll die aus Schadholz gebaute Ceiba vom Stapel laufen. Mit ihr möchte Sailcargo Tarife bieten, die gleichauf mit herkömmlichen Containertransporteuren liegen.

(ds)