Pause von sozialen Medien mindert Depressionen und Angstzustände

Studienteilnehmer verzichteten freiwillig eine Woche auf Social Media. Eine Forschergruppe stellte bei ihnen ein verbessertes Wohlbefinden fest.

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Nur nochmal kurz bei Instagram gucken? Nein, lieber mal 'ne Pause von den sozialen Medien machen.

(Bild: TheVisualsYouNeed/Shutterstock.com)

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Die Wirkung von sozialen Medien, vor allem auf Kinder und Jugendliche, wird seit langem heiß diskutiert. Während beispielsweise die Psychologin Jean Twenge eindringlich davor warnt, Jugendlichen zu viel Screen Time zuzubilligen, sehen andere durchaus positive Effekte sozialer Medien.

Jetzt haben Forschende der Universität Bath die Auswirkungen einer einwöchigen Auszeit von den sozialen Medien auf die psychische Gesundheit untersucht. Demnach hat bereits eine Woche ohne soziale Medien das allgemeine Wohlbefinden der Teilnehmer verbessert und die Symptome von Depressionen und Ängsten verringert. Die Ergebnisse ihrer Studie haben Jeffrey Lambert und Kollegen jetzt in der Fachzeitschrift "Cyberpsychology, Behaviour and Social Networking" veröffentlicht.

Für die Studie arbeiteten die Forschenden mit 154 Personen, die zwischen 18 und 72 Jahren alt waren und nach eigenen Angaben täglich soziale Medien nutzten – durchschnittlich acht Stunden pro Woche. Mit Hilfe standardisierter Fragebögen ermittelten die Forschenden Grundwerte für Angst, Depression und Wohlbefinden.

Dann teilten sie die Probanden zufällig in zwei Gruppen ein: eine Gruppe, die gebeten wurde, eine Woche lang keine sozialen Medien zu nutzen, und eine Kontrollgruppe, die wie gewohnt weiterlebte. Eine Woche später wurden die Teilnehmer gebeten, Statistiken zu ihrer Bildschirmnutzung einzureichen, und erneut die Standardfragebögen zu beantworten. Die Gruppe, die eine Social-Media-Pause einlegen sollte, erwies sich zwar nicht als komplett abstinent – im Schnitt hatten die Teilnehmenden in der Woche noch 21 Minuten mit sozialen Medien verbracht. Dafür registrierten Lambert und Kollegen bei dieser Gruppe aber auch eine signifikante Verbesserung in Bezug auf Wohlbefinden, Depressionen und Angstzustände verglichen mit denjenigen, die weiterhin soziale Medien nutzten.

Die Studie "ergänzt die wachsende Zahl von Kausalbelege dafür, dass sich kurze Social-Media-Pausen positiv auf Wohlbefinden und Depressionen auswirken können", schreiben die Forschenden in ihrem Paper. So hatte Morten Tromholtvon der Universität Kopenhagen bereits 2016 ermittelt, dass eine einwöchige Facebook-Pause positive Auswirkungen auf die Lebenszufriedenheit und Emotionen hatte. Allerdings hatten Zahir und Kollegen 2019 berichtet, dass die Abstinenz von sozialen Medien zu mehr Stress und einem erhöhten Gefühl von Einsamkeit führt. "Das steht im Gegensatz zu unseren Ergebnissen", schreiben die Forschenden.

"Dies könnte ein Artefakt der Rekrutierungsmethode sein. In der vorliegenden Studie haben wir beispielsweise Teilnehmer aufgrund ihrer Bereitschaft, eine Woche lang auf Social Media zu verzichten, in die Studie aufgenommen, was bedeutet, dass sie möglicherweise stärker motiviert waren." Die Forschenden wollen nun ihre Untersuchungen ausweiten, um herauszufinden, ob eine kurze Pause für verschiedene Bevölkerungsgruppen von Vorteil sein könnte. Außerdem möchte das Team die Teilnehmer länger als eine Woche begleiten, um festzustellen, ob der Nutzen anhält.

(wst)