Elektro-Lastwagen Bax 7.5 im Fahrbericht: Vielfältig variabel im Aufbau

Der Zulieferer Bergische Achsen baut mit Paul Nutzfahrzeuge einen Elektro-Transporter auf Basis des leichten Lkw Isuzu N. Wie fährt sich der 7,5-Tonner?​

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 71 Kommentare lesen
Bax E-Lkw 7.5

Der Bax 7.5 ist in zwei Längen, mit zwei verschiedenen Batterien und diversen Aufbauten zu haben.

(Bild: Bergische Achsen)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
Inhaltsverzeichnis

Bei den Elektroautos machen inzwischen jede Menge neuer Akteure den etablierten Herstellern das Leben schwer. Bei Nutzfahrzeugen ist das nicht ganz so einfach, denn deren Hersteller müssen viel akkurater auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen. Schließlich ist die Logistikbranche ein beinhartes Geschäft, bei dem mit spitzem Stift um jeden Cent gekämpft wird. Der Zulieferer Bergische Achsen/BPW ist seit Jahren in dieser Branche und kennt die Anforderungen der Hersteller und ihrer Kunden. Zusammen mit Paul Nutzfahrzeugen gründete BPW die Marke Bax und bringt als erstes Nutzfahrzeug einen elektrischen 7,5-Tonner auf Basis der N-Serie von Isuzu auf den Markt. Der japanische Nutzfahrzeug-Spezialist gehört zu den zehn weltgrößten Lkw-Herstellern.

Die Zuverlässigkeit des Grundfahrzeugs sollte damit schon mal passen. Bleibt der elektrische Antrieb. "Nutzlast und Reichweite sind wichtig", fasst Produktmanager Alexander Wolter den Zielkonflikt zusammen. Denn Reichweite geht immer zulasten der Nutzlast, wegen der schweren Batterien. Die kommen beim Bax von BMWi und sind in zwei Größen bestellbar: Medium Range (MR) mit einem Energiegehalt von 84 Kilowattstunden und Long Range (LR) mit 126 kWh.

"Mit der Longe Range Version haben wir eine maximale Reichweite von 218 Kilometern, das sind keine WLTP-Werte, sondern Ergebnisse im Alltagsbetrieb", erklärt Produktmanager Alexander Wolter. Bax-Pressemann Robin Becker nennt einen Verbrauch von netto 60 bis 63 kWh/100km bei beladenem Fahrzeug im Betrieb bei einem Kunden. Sollte das so sein, stapelt Bax bei den Werksangaben tief, denn auf der Webseite werden 200 km versprochen. Im Winter dürften es rund 15 Prozent weniger sein.

Die großen Akkus sind an einem 100-kW-DC-Lader in 45 Minuten von 20 auf 80 Prozent gefüllt. An 22 kW Wechselstrom dauert es drei Stunden und 20 Minuten. Der kleinere Speicher verträgt dieselben Ladeleistungen. Für ihn nennt Bax 30 und 135 Minuten (DC/AC) und eine Reichweite von etwa 130 km.

Elektro-Transporter Bax 7.5 (5 Bilder)

Der Antrieb in der Achse erspart Getriebe, Kardan und ein hohes Fahrerhaus ...

Beim Antrieb konnte BPW seine Expertise ausspielen und verwendet eine Hinterachse mit zwei E-Maschinen, die bereits für die Umrüstung gebrauchter Mercedes Vario zum E-Auto fertig entwickelt ist. "Da kommen wir her. Wenn wir etwas machen, dann packen wir das in die Achse", sagt Wolter. Also haben die Techniker zwei kompakte PSM-Elektromotoren in die Hinterachse gepackt. Ein Vorteil dieser Anordnung ist, dass man so Torque Vectoring einsetzen kann, um den Wendekreis bei der Long Range Version auf 16,3 Meter zu beschränken ("Active Steering Control"). Die Version mit kurzem Radstand hat einen Wendekreis von 12,6 m.

Die Leistung von 100 kW ist im Bax-Konzept nachrangig. Wichtig sind Effizienz und Alltagstauglichkeit im urbanen Betrieb. Die Motoren schaffen ein Gesamt-Drehmoment von 6580 Nm am Rad und so bewältigt der Transporter selbst voll beladen drei Tonnen Steigungen von 20 Prozent. Die Motoren sind für die Stadt optimiert, haben eine hohe Leistungsdichte und werden mit Öl gekühlt, das alle fünf Jahre gewechselt werden muss.

Der leuchtend rote Not-Aus-Schalter in einem der Bax-Transporter mit langem Radstand und der großen Batterie signalisiert deutlich, dass es sich hier um ein Testfahrzeug handelt und die gut sichtbaren Gebrauchsspuren im Aufbau, dass dieses schon richtig rangenommen wurde. Schon nach wenigen Kilometern ist klar, der Bax fährt sich völlig unspektakulär und das bedeutet für die Techniker: Ziel erreicht.

Die Rekuperation ist so eingestellt, dass gerade die Bremslichter noch nicht aufleuchten. Wer vorausschauend fährt, kommt durch die kräftige Bremswirkung mit dem Fahrpedal alleine aus. Lediglich die Lenkung lässt noch etwas zu wünschen übrig. Man muss trotz Mithilfe des Torque Vectoring schon kräftig am Volant kurbeln, damit sich der Laster in die gewünschte Richtung bewegt. "Da werden wir noch mal nachbessern", verspricht Wolter.

Elektro-Transporter Bax 7.5 (4 Bilder)

Auffällig unauffällig fährt der 7,5-Tonner – bis auf die Lenkung. An der will Bax noch nacharbeiten.

Das entspricht der Herangehensweise von BPW, die den Bax in Zusammenarbeit mit den Kunden weiterentwickelt. Denn die wissen am besten, was sie brauchen. Einige Testfahrten führen die potenziellen Kunden wie DHL oder MEWA Textilmanagement selbst durch. So erhalten die Entwickler eine unmittelbare Rückmeldung der Käufer aus dem Alltagseinsatz. Der elektrisch angetriebene Transporter steht in Deutschland bereits zum Verkauf, muss aber jeweils eine Einzelabnahme durchlaufen. Im zweiten Halbjahr 2022 sollen dann mit einer EU-Typengenehmigung andere europäische Länder wie Österreich oder Frankreich beliefert werden.

Wie bei solchen Nutzfahrzeugen üblich, liefert Bax lediglich das Chassis, der Kunde ordert dann den Aufbau, den er braucht. Dabei können die Aufbauten der Diesel-Lkw eins zu eins übernommen werden. Fest im Angebot ist ein Kofferaufbau auf einer Ladebrücke von Palfinger mit Platz für 15 Europaletten und drei Tonnen Zuladung.

In der neuen Nutzfahrzeugwelt sind neben der Praktikabilität die Vernetzung und die Assistenzsysteme wichtig. Beim Bax unterstützen unter anderem ein Spurhalte-Assistent, ein Notbremssystem und ein optionaler Abbiegeassistent den Fahrer. Die Konnektivität hilft den Logistikunternehmen, die Touren zu planen und so Zeit und Geld zu sparen, indem man die Daten des Fahrzeugs immer im Blick hat. So kann man schnell auf neue Anforderungen reagieren, die Route ändern und gegebenenfalls Ladung nachfassen.

Durch die Übermittlung der Telemetriedaten haben die Unternehmen auch die Fahrprofile und die Verbräuche immer im Blick, genauso wie die wichtigen mechanischen und elektrischen Systeme. Auch Updates können drahtlos aufgespielt werden. Der Bax 7.5 ist mit zwei verschiedenen Radständen von 3465 und 4475 mm sowie den erwähnten zwei Batteriegrößen erhältlich. Wobei der kurze Radstand immer die kleinen Akkus bedingen. Die Preise beginnen bei 160.000 Euro, die Variante mit langem Radstand und großer Batterie kostet 189.000 Euro.

(fpi)