Feinstaub: Bäume können Kunstwerke schützen

Blätter nehmen Feinstaub auf, der sich dann beispielsweise nicht mehr auf wertvollen Fresken absetzen kann. Zudem können die Pflanzen als Biomonitore dienen.

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Die Forschergruppe hat Bündel aus Flechten vor den Fresken in der Villa Farnesina in Rom angebracht.

(Bild: Tania Contardo)

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Flechten und Blätter sind gute Biosensoren für die Schadstoffbelastung durch Autoverkehr. Das haben Forschende aus Rom und Siena nachgewiesen. Sie sammelten an der Villa Farnesina in Rom, die etwa 30 Meter entfernt von einer vielbefahrenen Straße steht, Blätter von Platanen, Zypressen, Oleander und Myrten ein.

Zudem platzierten sie Bündel mit Eichenmoos innerhalb und außerhalb der Villa Farnesina, in der sich das Hauptbüro der Accademia Nazionale dei Lincei befindet. Diese Pflanzen und Flechten nahmen Partikel aus Magnetit, Kupfer, Barium und Antimon auf, die vorwiegend aus dem Bremsenabbrieb stammen. Sie ließen sich magnetisch und chemisch nachweisen. Je näher an der Straße, desto höher die Konzentration.

Daraus folgt auch: Die Pflanzen haben die wertvollen Fresken in der Villa, von denen einige von Raffael stammen, vor Straßenstaub geschützt. Innerhalb der Räume habe man nur noch vernachlässigbare Emissionen vorgefunden, so Hauptautor Aldo Winkler vom Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV), der mit Forschenden der Accademia Nazionale dei Lincei und der Universität Siena zusammengearbeitet hat.

Die Beschränkungen der Corona-Pandemie halfen ihnen dabei, die natürlichen und verkehrsbedingten Feinstaub-Quellen auseinanderzuhalten, denn während des Untersuchungszeitraums war die Villa überwiegend für Besucher geschlossen.

Forschende bringen auch Bündel aus Flechten an den Platanen an der Straße vor der Villa Farnesina an.

(Bild: Stefano Loppi)

Flechten und Bäume erwiesen sich dabei laut Paper als "sehr verschiedene, aber sich ergänzende Biomonitore". Bäume seien in Städten weit verbreitet und entsprechend gut geeignet für eine schnelle Ermittlung der Basisbelastung. Allerdings unterscheidet sich die Aufnahmefähigkeit von metallischen Feinstaubpartikeln stark von Baumsorte zu Baumsorte: Im September zeigten die Zypressen die stärkste Aufnahme, obwohl sie weiter von der Straße entfernt waren als die Platanen. Im Dezember zeigten hingegen die Platanen eine höhere Aufnahme.

Eigens für Messungen platzierte Flechten seien der "State of the Art" des Biomonitorings, weil man ihre chemischen und magnetischen Eigenschaften über einen genau definierten Zeitraum verfolgen könne. Zudem ließen sich mit ihnen die Belastung innen und außen vergleichen. Damit empfehle sich die Methode für weitere Messkampagnen bei historischen Kunstwerken. Eine Studie läuft bereits bei den Ausgrabungen des Palatin-Hügels in Rom.

(grh)