Löschfunktion in iMessage: Furcht vor Missbrauchspotenzial

Künftig kann man Nachrichten in Apples Kommunikationsdienst editieren und auch nachträglich entfernen. Das ist nicht nur gut, fürchten Opferschützer.

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Erstmals in iOS 16 werden iMessage-Botschaften editierbar.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Apples neue Betriebssysteme, die im Herbst erscheinen sollen, liefern für den proprietären Kommunikationsdienst des Konzerns, iMessage, zwei wichtige neue Funktionen mit – und um die gibt es nun Streit.

Eine Anwältin, die sich auf den Schutz von Opfern von Missbrauch und Gewalt in Beziehungen spezialisiert hat, hat Apple-CEO Tim Cook aufgefordert, zu überdenken, ob der Service künftig wirklich eine Editier- und Löschfunktion für bereits versendete Nachrichten haben sollte. "Als Fürsprecherin von Überlebenden sexueller Belästigung und sexueller Angriffe sage ich Ihnen, dass [die neuen Features] bei den Opfern zu zusätzlicher Belästigung und zusätzlichen Verletzungen führen kann", so Michelle Simpson Tuegel in einem offenen Brief.

Simpson Tuegel fürchtet insbesondere, dass Täter die neuen Möglichkeiten nutzen könnten, schädliche Inhalte an ihre Opfer zu schicken – im Wissen, dass sie das potenzielle Beweismaterial wieder vernichten könnten. iMessage sei zwar nicht die einzige Messaging-Plattform, die das Editieren und Löschen erlaube. Die App sei aber auf dem iPhone die Default-Anwendung und stelle die Grundlage des Betriebssystems dar. "Sie hat eine deutlich größere Rolle als andere Plattformen in der Art, wie die Menschen kommunizieren, insbesondere in den USA." Die Opferschützerin fordert deshalb, dass Apple die Funktion ändert und die Möglichkeit für das Editieren und Löschen auf maximal zwei Minuten nach dem Senden beschränkt – das sei auch ein Zeichen für mögliche Täter, es sich nochmals zu überlegen.

Aktuell funktionieren Löschen und Editieren nur unter iOS 16, macOS 13, iPadOS 16 und watchOS 9, die als Entwicklerbeta vorliegen. Apple zeigt an, wenn eine Nachricht verändert wurde, nicht jedoch die Änderungen. Das Löschen ist auf eine Viertelstunde nach dem Versand begrenzt – was Täter allerdings nicht abschrecken dürfte, weil sie stets sehen, dass eine Nachricht zugestellt wurde (die Lesebestätigung lässt sich abdrehen). Auf älteren iPhones, Macs, iPads und Apple-Watch-Computeruhren gibt es die Funktionen bislang noch nicht – ob sie nachgerüstet werden, ist unklar. Hier greifen weder Löschen noch Editieren, die Nachrichten bleiben unverändert.

Apple hat sich zu den möglichen Gefahren durch die neuen iMessage-Funktionieren bislang nicht geäußert. Der Konzern hatte in iOS 16 aber eine "Safety Check"-Funktion implementiert, mit denen man Missbrauch und Stalking durch eine nahe Person besser entgehen können soll. So wird es möglich, Zugänge auf fremden Geräten zu deaktivieren und Apple gibt potenziellen Opfern Tipps und Informationen, was sie gegen Cyberverfolgung unternehmen können.

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(bsc)