TikTok bestätigt: Mitarbeiter in China können auf US-Nutzerdaten zugreifen

In den USA kocht die Debatte über den Datenschutz bei TikTok angesichts des chinesischen Eigentümers wieder hoch. Senatoren beklagen einen "Hintertür-Zugang".

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(Bild: Boumen Japet / shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

TikTok steht erneut im Fadenkreuz der Kritik von Regulierern und Gesetzgebern in den USA. Dabei werden wieder Bedenken rund um den Datenschutz und die nationale Sicherheit laut, die ByteDance, der in China ansässige Betreiber der populären Video-App, aufwirft. Angefeuert wird die Debatte durch ein Schreiben des TikTok-Chefs Shou Zi Chew. Darin heißt es, in China ansässige Mitarbeiter könnten "vorbehaltlich einer Reihe von robusten Cybersicherheitskontrollen und Genehmigungsprotokollen, die von unserem in den USA ansässigen Sicherheitsteam überwacht werden", Zugang zu Nutzerdaten in den Vereinigten Staaten haben.

Der Unternehmensleiter antwortet mit dem Brief auf eine Anfrage von neun republikanischen US-Senatoren. Diese zeigten sich darin besorgt über einen Bericht, wonach der Konzern chinesischen Beamten einen Zugriff zu den Daten seiner Nutzer durch die Hintertür gestatte.

Chew beteuert laut der Antwort, über die unter anderem die New York Times und die Nachrichtenagentur Bloomberg berichten, dass man mit der US-Regierung an einer Vereinbarung arbeitet, die "die Nutzerdaten und die nationalen Sicherheitsinteressen der USA vollständig schützt". Es gehe darum, "Daten der US-Nutzer aus unseren eigenen Systemen zu löschen und vollständig auf Oracle-Cloud-Server in den USA umzustellen". Schon jetzt teile man keine Informationen mit der chinesischen Regierung.

Der unter dem früheren US-Präsidenten Donald Trump 2020 eingefädelte Oracle-Deal sollte eigentlich sicherstellen, dass Daten von US-Nutzern in den Vereinigten Staaten bleiben. Schon damals war aber klar, dass ByteDance chinesischem Recht unterworfen und der Firmengründer prominentes Mitglied der Kommunistischen Partei Chinas bleiben würde.

"Wir wissen, dass wir zu den Plattformen gehören, die unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit am meisten unter die Lupe genommen werden", versucht Chew nun zu beschwichtigen. "Wir wollen jeden Zweifel an der Sicherheit der US-Nutzerdaten ausräumen."

Anfang der Woche hatte Brendan Carr, der von Trump ernannte Vorsitzende der US-Regulierungsbehörde Federal Communications Commission (FCC), bekannt gegeben, dass er Apple und Google gebeten hatte, TikTok aus ihren App-Stores zu entfernen. Er begründete dies damit, dass das Unternehmen mit der App Daten von Nutzern sammle, die ein Risiko für die nationale Sicherheit der USA darstellen. "Es ist nicht nur eine App zum Teilen von lustigen Videos oder Memes", heißt es dem Brief an die US-Tech-Riesen. "Das ist der Wolf im Schafspelz." Apple und Google wollten sich dazu nicht äußern.

In der EU prüft die irische Datenschutzbehörde DPC seit einem knappen Jahr, ob ByteDance die Anforderungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) erfüllt. Sie lotet aus, ob der Dienstleister beim potenziellen Transfer persönlicher Informationen nach China die Vorschriften für Drittländer beachtet. Behördenchefin Helen Dixon hatte sich zuvor vor allem besorgt gezeigt, dass Techniker im Reich der Mitte Daten von EU-Nutzern einsehen könnten, die für die Wartung der TikTok-App und Künstliche Intelligenz (KI) zuständig seien.

(bme)