Spyware Pegasus: L3Harris will NSO doch nicht übernehmen

Sicherheitsbedenken der US-Regierung haben laut US-Medien dazu geführt, dass das US-Technologieunternehmen L3Harris Übernahmegespräche mit NSO beendet hat.

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(Bild: T. Schneider/Shutterstock.com)

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Das US-Rüstungsunternehmen L3Harris hat die Verhandlungen mit der durch seine Spyware Pegasus bekannt gewordenen israelischen NSO Group über eine Übernahme beendet. Das berichten US-amerikanische Medien unter Berufung auf eingeweihte Personen.

Mitte Juni 2022 war bekannt geworden, dass L3Harris an der NSO Group interessiert sei. Daraufhin wurden Sicherheitsbedenken laut, denn das israelische Unternehmen steht wegen seiner Spyware auf der Sanktionsliste des US-amerikanischen Handelsministeriums. L3Harris habe nun auf Bedenken reagiert, die die US-Regierung vorgebracht hatte, und die Gespräche beendet, berichtet die Washington Post. Dies habe ein Vertreter der US-Regierung der Zeitung bestätigt.

Die NSO Group liefert Überwachungssoftware für Regierungen und staatliche Behörden. Ihre Anwendung Pegasus nutzt Sicherheitslücken in Software aus, um die Geräte der Zielpersonen mit Trojanern zu infizieren. Im Sommer 2021 wurde bekannt, dass Staats- und Regierungschefs sowie mindestens 180 Journalisten, Menschenrechtsverteidiger, Gewerkschafter und Diplomaten mit Pegasus ausspioniert wurden. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, die Software an autoritäre Regierungen zu verkaufen, die damit Oppositionelle und Journalisten ausspionieren. Die NSO Group weist diese Vorwürfe regelmäßig zurück.

Das US-Handelsministerium hatte NSO im November 2021 auf seine Sanktionsliste gesetzt, nachdem bekannt geworden war, dass Smartphones von US-Beamten in Afrika mit Pegasus ausgeforscht wurden. Dadurch konnte NSO keine Technik aus den USA mehr nutzen. Falls eine Übernahme durch L3Harris genehmigt worden wäre, hätte NSO von der Liste genommen werden können, wurde befürchtet. Die US-Regierung meinte im Dezember 2021, Spyware der NSO Group sei ein "ernsthaftes Spionageabwehr- und Sicherheitsrisiko".

Im Juni 2022 hieß es von der US-Regierung, darüber hinaus werde die NSO-Spyware auch dafür benutzt, um Menschenrechtsverletzungen zu ermöglichen, die sich gegen Journalisten, Bürgerrechtler und andere Kritiker oder Dissidenten richteten. Hinzu kommt, dass alle Verträge der NSO Group von der israelischen Regierung gegengezeichnet werden. Israel sei zwar ein enger Partner der USA, gehöre aber nicht zum engeren Kreis der Geheimdienst-Verbündeten Großbritannien, Australien, Neuseeland und Kanada.

Ende 2021 wurde berichtet, dass Eigner der NSO Group mit möglichen Investoren über eine Refinanzierung einen Verkauf verhandeln. Dabei könnte die Entwicklung von Pegasus eingestellt und NSO auf Cyberabwehrsysteme und Drohnentechnik ausgerichtet werden. Pegasus ist der größte Geschäftsbereich des Unternehmens und steht laut Bloomberg für etwa die Hälfte des Umsatzes, der für 2021 mit rund 230 Millionen US-Dollar beziffert. Zu der Zeit hieß es, die NSO Group könne möglicherweise ihre Schulden nicht mehr bedienen.

(anw)