Abos an Apples Kassenhäuschen vorbei: Netflix nutzt neue Freiheit in iOS

Im Frühjahr gab Apple die Möglichkeit frei, dass in Apps Abos auch ohne Apples Bezahlsystem abgeschlossen werden können. Netflix macht davon Gebrauch.

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Netflix-App

Dieser Warnhinweis erscheint, wenn der Link in der Netflix-App angetippt wird.

(Bild: mki / heise online)

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Der Videostreamingdienst Netflix macht Gebrauch von der neuen Möglichkeit auf Apple-Geräten, aus Apps auf externe Websites zu verlinken, um dort ein Abonnement abzuschließen. Wer in der Netflix-App auf einen Button mit der URL der Seite tippt, bekommt zunächst einen großen Warnhinweis angezeigt, dass Apple für alles Weitere nicht zuständig ist, und landet dann auf der Website. Diese Möglichkeit hatte Apple App-Entwicklern lange verwehrt und diese stattdessen dazu gedrängt, In-App-Einkäufe zu ermöglichen, an denen Apple mitverdient.

Netflix hatte sich dieser Geschäftspraxis aber schon Ende 2018 entzogen. Interessenten wurden danach auf eine Telefonnummer verwiesen, unter der ihnen erläutert wurde, wie sie im normalen Webbrowser einen Zugang einrichten können. Apple berechnete zu dieser Zeit noch für jeden Umsatz 30 Prozent der Summe. Inzwischen wird diese Gebühr nur noch im ersten Jahr erhoben und danach auf 15 Prozent gesenkt, solange der Kunde Abonnent bleibt. Netflix hat dieses Entgegenkommen aber nicht überzeugt. Lediglich nach der Einführung von Spielen in der App, Ende 2021, wurde die In-App-Kauf-Option genau für diesen Bereich wieder eingeführt.

In Anbetracht des weltweiten Drucks auf Big Player wie Apple, auch alternative Zahlungsmöglichkeiten zuzulassen, lockerte der Konzern die Regeln im März 2022 minimal. Die Ausnahme gilt für sogenannte "Reader"-Apps, wozu Apple etwa Zeitungen und Zeitschriften, aber eben auch Streamingdienste für Video und Musik zählt. Diese Dienste müssen das Privileg aber erst einmal bei Apple beantragen. Apple erteilt dann im Einzelfall ein Entitlement, das die Entwickler in ihre App einbauen können, um den externen Link freizuschalten. Technisch unterscheidet sich das Ganze kaum vom normalen Aufruf einer Browseransicht in einem Modalview – das Entitlement dient dazu, den strengen App-Review-Prozess zu passieren, ohne dass die App zurückgewiesen wird.

(mki)