Europas Konkurrenz für Starlink: Eutelsat fusioniert mit OneWeb

Einer der größten klassischen Satellitenbetreiber und der am weitesten gekommene Starlink-Konkurrent gehen zusammen. Großen Einfluss haben Paris und London.

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(Bild: ESA-Science Office)

Lesezeit: 3 Min.

Der französische Satellitenbetreiber Eutelsat und das britisch-indische Satelliteninternet-Unternehmen OneWeb haben sich auf eine Fusion geeinigt. Die Anteilsscheine an beiden Unternehmen sollen so aufgeteilt werden, dass deren Aktionäre danach jeweils die Hälfte an beiden Unternehmensteilen halten – deren Namen sollen bleiben.

Damit handelt es sich formal um keine Übernahme von OneWeb, auch wenn der Deal gemeinhin als solche verstanden wird. OneWebs Wert wird dabei auf 3,4 Milliarden US-Dollar beziffert. Leiten soll das neue Unternehmen der Vorstandschef von Eutelsat, sein Geschäftsführer soll diese Rolle auch bei dem neuen Konzern übernehmen. Der werde im nächsten Geschäftsjahr einen Umsatz von 1,2 Milliarden Euro erwirtschaften, heißt es noch. Zuerst muss er viel Geld in die Hand nehmen, um OneWebs restliche Internetsatelliten ins All zu bekommen.

Mit 36 Satelliten in einem geosynchronen Orbit gehört Eutelsat bislang zu den größten klassischen Satellitenbetreibern, das Unternehmen wurde 1977 gegründet. Größter Anteilseigner ist die staatliche französische Investmentbank Bpifrance, die etwa 20 Prozent der Aktien hält. Mit der Fusion will Eutelsat nun vor allem auf die Konkurrenz durch das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX reagieren, das beim Aufbau eines Satelliteninternets auf Basis vergleichsweise niedriger Satelliten mit großem Abstand in Führung liegt. OneWeb hat als einziger Konkurrent schon eigene Satelliten für eine Alternative im All, von 648 geplanten Satelliten kreisen aktuell 428 in einem niedrigen Erdorbit (LEO). Mit Projekt Kuiper plant etwa Amazon ein eigenes Satelliteninternet, hat mit dem Aufbau aber noch nicht einmal begonnen.

OneWeb wurde vor zehn Jahren gegründet und will sein Satelliteninternet anders als SpaceX nicht für private Kunden und Kundinnen aufbauen, sondern zielt damit primär auf Firmen und Regierungen, aber auch die See- und Luftfahrt. Anfang 2020 war das Unternehmen in die Insolvenz geraten und schließlich unter anderem mit britischem Steuergeld gerettet worden. Inzwischen hält der indische Bharti-Konzern die meisten Anteile, vor Eutelsat und dem britischen Staat. Großbritannien will etwa bei der Auswahl der Kunden für OneWebs Satelliteninternet in Zukunft ein Vetorecht behalten. Das Unternehmen hatte nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine seine Startmöglichkeiten verloren und ist dafür jetzt auf SpaceX angewiesen.

Sollte die Fusion genehmigt werden, könnte der entstehende Konzern die Stärken der beiden Satellitenflotten hervorragend kombinieren, versichert Eutelsat. Dessen geosynchrone Satelliten stehen in vergleichsweise großer Entfernung immer über der gleichen Region der Erde und können die etwa mit Fernsehsignalen versorgen. OneWebs Satelliten rasen dagegen in niedrigem Erdorbit um die Erde, und bieten damit vor allem eine niedrige Latenz für Internetverbindungen. Ob nun ein ernstzunehmender Konkurrent für SpaceX und dessen Satelliteninternet Starlink entsteht, muss sich zeigen. Der Financial Times zufolge will Eutelsat jetzt erst einmal zwei Jahre lang keine Dividende zahlen, um die nötigen Investitionen in OneWebs Infrastruktur zu stemmen. Nachdem der Aktienkurs von Eutelsat vor der Bekanntmachung um 20 Prozent abgestürzt war, ist er jetzt weitgehend stabil.

Update

Angaben zu den größten Anteilseignern von OneWeb korrigiert.

(mho)