ISS-Abschied: NASA hat noch keine offiziellen Informationen aus Russland

Nach einer Ankündigung aus Russland, dass sich das Land jetzt wirklich aus der Arbeit an der ISS zurückziehen will, heißt es aus den USA, dass man nichts wisse.

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Blick aus der ISS auf die ISS

(Bild: NASA)

Lesezeit: 3 Min.

Bei der NASA hat man bislang noch keine offizielle Ankündigung aus Russland über einen Rückzug aus der Kooperation beim Betrieb der Internationalen Raumstation ISS erhalten. Das erklärte Bill Nelson, der Chef der US-Weltraumagentur, gegenüber verschiedenen US-Medien. Die NASA habe sich verpflichtet, den sicheren Betrieb der ISS bis 2030 zu gewährleisten und daran halte man fest.

Auch andere Vertreter hätten auf einer Konferenz zur Zukunft der ISS darauf hingewiesen, dass man bislang nicht mehr wisse, als aus den Medienberichten hervorgeht, berichtet das US-Portal Spacenews. Mehrfach sei außerdem darauf hingewiesen worden, dass der Wortlaut des russischen Raumfahrtchefs auffallend vage war. Juri Borissow hatte am Dienstag erklärt, dass Russland die Mitarbeit "nach 2024" beenden will.

Borissow ist erst seit zwei Wochen Chef von Roskosmos und hatte am Dienstag gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin erklärt, dass die Entscheidung über den Ausstieg aus der ISS nun gefallen sei. "Nach 2024" werde Russland die Station verlassen. Damit hat er sich aber offenbar eine große Hintertür offen gelassen, denn damit hat er keinen Termin genannt und auch eine Weiterarbeit bis zum geplanten Absturz der ISS im Jahr 2031 würde "nach 2024" enden.

Die russische Nachrichtenagentur Tass weist in einer Analyse jetzt darauf hin, dass das Schicksal der Station nach 2024 unklar sei. Noch sind die westlichen Partner um die NASA bei deren Betrieb auf Russland angewiesen, vor allem, wenn es um die Korrekturmanöver geht, mit denen die im Orbit gehalten wird. Erst vor einem Monat hatte die NASA mit einem Cygnus-Frachtschiff der US-Firma Northrop Grumman erstmals selbst den Orbit der ISS angehoben.

Während also noch nicht klar scheint, wie die Äußerungen von Borissow einzuordnen sind, gibt es an einem weiteren Teil seiner Ankündigung erhebliche Zweifel. So hatte er gesagt, dass das erste Modul für eine eigene russische Raumstation bereits 2025 im Einsatz sein soll. Zwar soll das auf einer Basis entstehen, die für die ISS vorgesehen war, trotzdem erscheint es unrealistisch, dass der Zeitplan angesichts der Situation eingehalten werden kann.

Als Reaktion auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine wurden harsche Sanktionen gegen das Land verhängt, die auch die Raumfahrtindustrie schwer treffen. Die mit dem Bau der Raumstation beauftragte Konzern RKK Energija teilte dann auch direkt am Dienstag mit, dass das erste Modul 2028 gestartet werden könnte – wenn die Entscheidung für deren Errichtung noch in diesem Jahr falle.

Die ISS-Chefin der NASA, Robyn Gatens, hat noch gemeint, dass die Aussagen aus Russland darauf hindeuten, dass man auch dort überlege, was als Nächstes komme, zitiert Spacenews noch. Auch die NASA würde ja bereits planen, im niedrigen Erdorbit auf privatwirtschaftlich betriebene Raumstationen zu setzen und sich selbst der Erkundung weiter entfernter Orte zu konzentrieren – allen voran der Rückkehr zum Mond. Die US-Weltraumagentur will noch bis 2030 Menschen auf die Internationale Raumstation schicken, ein Jahr später soll sie dann kontrolliert in den Pazifik stürzen.

(mho)