Eisenbahner-Gewerkschaft: Neun-Euro-Ticket ist kontraproduktiv

Die Beschäftigten in den Zügen seien überbelastet, heißt es von Bahn-Gewerkschaften. Außerdem würden Pendler durch volle Züge abgeschreckt.

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Kommen und Gehen an einem Metronom am Bremer Hauptbahnhof.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 3 Min.

Das Neun-Euro-Ticket für den ÖPNV sollte nicht fortgeführt werden, meinen die Eisenbahner-Gewerkschaften GDL und EVG. Die Beschäftigten der Bahn-Unternehmen arbeiteten an ihrer Belastungsgrenze und darüber hinaus, sagte Martin Burkert, stellvertretender Vorsitzender der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG im ZDF. "Wir können das Neun-Euro-Ticket in dieser Form aus unserer Sicht so nicht weiterführen."

Auf die zusätzliche "enorme Belastung" für die Bahn-Beschäftigten kam auch Claus Weselsky zu sprechen, Vorsitzender der Lokführer-Gewerkschaft GDL. Er sagte im rbb-Inforadio, mit dem Neun-Euro-Ticket hätten eigentlich die Pendler entlastet werden sollen, nun gebe es zusätzlich Reisende und zusätzlicher Verkehr, "das tut dem System nicht gut", weil es ohnehin auf Verschleiß gefahren werde. "Wir sind zusätzlich noch völlig überlastet, das belastet jeden Lokführer und jede Zugbegleiterin", sagte Weselsky.

31 Millionen Menschen fahren mit dem Neun-Euro-Ticket, 21 Millionen davon seien neue Kunden, sagte Burkert im ZDF. Das Bahn-System sei nach der Pandemie und durch die Flüchtenden aus der Ukraine verstärkt ausgelastet, das Neun-Euro-Ticket sei hinzugekommen. Weselsky nahm die zusätzlichen Reiseströme von Berlin an die Ostsee als Beispiel dafür, dass es dort für Pendler nun schwieriger sei, zur Arbeit zu kommen. Das sei kontraproduktiv und könne Pendler davon abhalten, weiter mit Zügen zu ihren Arbeitsplätzen zu fahren.

Das Neun-Euro-Ticket erwecke den Eindruck, der Verkehr sei billig zu haben, meint Weselsky. Stattdessen müsse es für den Nahverkehr "ein ordentliches Ticket" für einen "vernünftigen Preis" geben. Wie hoch ein solcher Preis sein sollte, sagte Weselsky nicht. Burkert sprach sich dafür aus, den ÖPNV langfristig kostenlos anzubieten, dafür müssten allerdings die Kapazitäten ausgebaut werden.

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Momentan liegen einige Vorschläge für ein vergünstigtes, bundeseinheitliches Nahverkehrsticket vor. Der Verband der deutschen Verkehrsunternehmen (VDV) ist für ein monatliches 69-Euro-Ticket ab kommenden September, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder tritt für ein 365-Euro-Jahresticket ein, das monatlich etwa 30 Euro kosten würde; ähnlich lautet der Vorschlag der Verbraucherzentralen. Die Vorschläge und Erfahrungen mit dem Neun-Euro-Ticket werden im Bundesverkehrsministerium gesichtet, im Herbst sollen Verhandlungen mit den Ländern folgen. Mit einem Nachfolger des Neun-Euro-Tickets wäre laut Verkehrsminister Volker Wissing ab 2023 zu rechnen. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat bereits ausgeschlossen, dass das Neun-Euro-Ticket für den ÖPNV über den August hinaus verlängert wird.

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(anw)