Apples App-Datenschutz: Kleine Firmen beklagen sich

Gezielte Reklame funktioniere auf dem iPhone schlechter als zuvor, gleichzeitig stiegen die Werbepreise bei Facebook & Co., heißt es von Betroffenen.

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Apple-Kunden sind mit Reklame schwerer zu erreichen als zuvor.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Welche Auswirkungen hat Apples vor etwas mehr als einem Jahr eingeführte Datenschutzfunktion App Tracking Transparency (ATT) auf dem iPhone? Bekannt ist bereits, dass Firmen, deren Geschäftsmodell nahezu ausschließlich auf zielgerichteter Werbung (Targeted Advertising) basieren, leidern – die Facebook-Mutter Meta etwa hat angeblich Milliarden US-Dollar eingebüßt.

ATT kann aber auch dazu führen, dass kleinere (Online-)Unternehmen sich neue Wege suchen müssen, ihre Kunden zu erreichen. Das berichtet die Financial Times. Demnach klagen diese unter anderem über eine Verteuerung der Werbepreise bei gleichzeitigen Abstrichen bei der Zielgenauigkeit.

Die Umsetzung der App-Tracking-Transparenz, die mit iOS 14.5 im April 2021 ihren Weg aufs iPhone gefunden hatte, ist eigentlich sehr einfach gelöst: Apps, die eine auf dem iPhone vorhandene Werbe-ID nutzen wollen, um User über mehrere Programme hinweg zu verfolgen, müssen dafür ein Einverständnis einholen. Und diese geben offenbar nur noch sehr wenige User – anfangs lag die Opt-In-Rate etwa in den USA bei nur 6 Prozent.

Zahlreiche KMUs, die bislang von Online-Werbung abhängig waren, um neue Kunden zu erreichen, hätten gegenüber der Financial Times mitgeteilt, dass sie Apples Restriktionen anfangs nicht gespürt hätten, sich dies in den letzten Monaten aber geändert habe. Nutzer sind aufgrund der allgemeinen Inflation kritischer und schwerer zu erreichen. Gleichzeitig erhöhten sich die Preise für Online-Werbung, wobei deren Zielgenauigkeit aufgrund von ATT verringert ist. Eine Unternehmerin meinte, dieses Jahr sei "einfach brutal" gewesen. Ihre Firma, die handgemachte Schuhe aus Kalifornien verkauft, erlebe, dass Reklame teurer bei geringerem Zugriff auf Daten sei "und sie ist insgesamt weniger effektiv als wir das gewöhnt waren".

Daten von 1300 kleineren Online-Firmen im E-Commerce-Bereich zeigten, dass es im Juni Umsatzrückgänge von rund 13 Prozent gab. Die Kosten zur Kundenakquise hätten sich "deutlich erhöht". Dennoch ging weniger Geld an die Meta-Tochter Facebook. Eine kleinere Modefirma gab an, dass man zuvor ungefähr das Doppelte an Umsatzwirkung für sein Werbebudget erreichen konnte. "Man steckte einen Dollar hinein und bekam zwei Dollar zurück." Das existiere heute nicht mehr. Auswirkungen hat dies auch auf die Dienstleister: So leidet etwa der E-Commerce-Spezialist Shopify, der kürzlich zehn Prozent der Stellen strich. Twitter schrieb unterdessen rote Zahlen.

Von ATT am stärksten zu profitieren, scheint Apple selbst. Dort arbeitet man an der Ausweitung seines hauseigenen Werbedienstes, der vor allem auf Suchreklame setzt. Nutzer wiederum fühlen sich dank der Funktion weniger von Reklametreibenden verfolgt. Die Auswirkungen von ATT interessieren unterdessen auch staatliche Stellen. So wollen Kartellwächter in mehreren Ländern prüfen, ob Apple eigene Dienste bevorzugt und über den Datenschutz Konkurrenten aussticht.

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(bsc)