Forscher: Apple Watch könnte Herzinfarkt erkennen – bei anderer Platzierung

Bislang kann die Computeruhr unter anderem Vorhofflimmern und Herzrhythmusprobleme detektieren. Doch das Gerät kann mehr – zumindest potenziell.

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1-Kanal-EKG-Funktion der Apple Watch.

(Bild: Apple Watch)

Lesezeit: 3 Min.

Apple warnt deutlich davor, dass die Apple Watch Herzinfarkte explizit nicht detektieren kann. So taucht dieser Hinweis immer dann auf, wenn man das integrierte 1-Kanal-EKG nutzt, um zu prüfen, ob sich das Herz im Sinusrhythmus befindet oder es Anzeichen für ein Vorhofflimmern gibt. Einer Forschergruppe am Texas Heart Institute zufolge ist die Technik aber durchaus dazu geeignet, auch Symptome eines Myokardinfarkts zu detektieren – jedenfalls, wenn man die Uhr kreativ einsetzt.

Wie das Team um Emerson C. Perin im Journal des Instituts schreibt, sei es denkbar, dass die Uhr "letztendlich als Werkzeug zur Selbstüberprüfung" bei Brustschmerzen oder anderen Symptomen eines möglichen Infarkts dienen könne, um schneller professionelle Hilfe zu erhalten. Allerdings sieht die Gruppe hier noch diverse Einschränkungen und fordert mehr Forschung. Die Diagnose eines Herzinfarkts erfolgt normalerweise über den Goldstandard bei der EKG-Messung, ein 12-Kanal-Gerät, bei dem die Sensoren an bestimmten Stellen des Körpers verteilt werden. Die Apple Watch verfügt hingegen technisch nur über die 1-Kanal-Variante, bei dem der Stromkreis über einen Finger auf der digitalen Krone geschlossen wird.

Damit eine sinnvolle Herzinfarkt-Diagnostik möglich ist, müssten mindestens noch zwei weitere Kanäle (Leads) hinzukommen, schreibt das Team – erste Studien, wie dies umgesetzt werden könnte, gibt es aber schon. Auf den ersten Blick wirken sie etwas improvisiert: Dabei wird die Apple Watch jeweils vom Arm genommen und mit ihrer Sensorik auf der Unterseite auf andere Körperstellen gelegt, darunter den unteren Bauchbereich, den linke Oberschenkel oder den linken Knöchel. Je nach Verwendung des linken oder rechten Fingers könnten so Kanal I, II und III zusätzlich erfasst werden. Die bislang gewonnenen Daten seien ermutigend, so die Forscher.

Allerdings ist noch völlig unklar, ob Apple selbst eine solche Methodik umsetzen würde, um die bisher verfügbaren Funktionen zur Herzgesundheit zu erweitern. Es bräuchte die Genehmigung der jeweiligen örtlichen Gesundheitsbehörden, zudem ist die Gefahr durch Fehldiagnosen hoch. Weiterhin könnte es schwierig sein, Nutzern die korrekte Platzierung der Watch zu erklären, wenn diese nicht mehr am Handgelenk sitzt – wo nur relativ wenig falsch gemacht werden kann.

Sieht merkwürdig aus, funktioniert aber: Erfassung weiterer EKG-Kanäle am Körper mit der Apple Watch.

(Bild: Texas Heart Institute Journal)

Die beiden fehlenden Kanäle lassen sich, will man den bisherigen Standard zur Herzinfarktdiagnose beibehalten, nicht mittels Software "dazurechnen". Als weitere Variante wäre allerdings denkbar, andere Herzwerte, die von der Uhr erfasst werden, etwa den Rhythmus, als Warnsignale für einen Herzinfarkt über maschinelles Lernen zu erfassen. Auch hier müsste Apple sich explizit dazu entscheiden, in diesen Bereich zu gehen.

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(bsc)