Bei den Hightech-Firmen türmen sich die Reserven

Ganze fünf High-Tech-Firmen, Microsoft, Cisco, Dell, Intel und Oracle, verfügen zusammen über 87 Milliarden Dollar flüssiges Kapital.

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Während die meisten Wirtschaftsführer jammern, haben die großen Hightech-Konzerne Geld im Überfluss: Auf rund 87 Milliarden Dollar belaufen sich die liquiden Reserven der fünf größten US-Hightech-Firmen Microsoft, Cisco Systems, Intel, Dell Computer und Oracle, berichtet das Wall Street Journal. Diesen Vorteil könnten die Firmen in klingende Münze verwandeln, sobald die Wirtschaft wieder anzieht. Im vergangenen Jahr waren die Erträge um 35 Prozent gesunken, die Unternehmen sind aber dennoch kerngesund. Im Vergleich zum Vorjahr konnten sie die Reserven um weitere 10 Milliarden US-Dollar steigern.

Bei den Anlegern sorgt der Reichtum für Verstimmung: Einige Aktionäre von Cisco und Microsoft fordern lautstark Dividenden -- bislang bei Technologiefirmen eher eine Seltenheit. Lediglich Intel schüttet seinen Aktionären eine Dividende aus. Den Firmenchefs ist der überwältigende Reichtum teilweise peinlich, was zu Rechtfertigungsorgien führt, die vor allem auf die Rücklagen für schlechte Zeiten abheben und die Notwendigkeit der Erschließung neuer Geschäftsfelder betonen. Bislang werden die liquiden Mittel aber bei vielen Hightechfirmen vor allem für Aktienrückkäufe eingesetzt.

Der Finanzfachmann Robert Arnott warnt indessen vor dieser Taktik: Firmen, die Bargeld anhäufen und keine oder nur geringe Dividende zahlen, wachsen im Vergleich zum Marktdurchschnitt eher langsam, das gelte auch für ehemalige Wachstums-Raketen. Andere halten dem entgegen, dass gerade im schnellen Hochtechnologie-Sektor ein entsprechend ausgestattetes Finanzpolster überlebenswichtig sein könne.

Im Vergleich zu den Wirtschaftszahlen ist die Einkommensentwicklung teilweise erstaunlich: Obwohl der PC-Absatz 2001 erstmals seit 16 Jahren rückläufig war, konnte Microsoft seinen Gewinn um 13 Prozent steigern. Die Schere ging in diesem Jahr weiter auf. Im dritten Quartal stieg der PC-Umsatz um 4 Prozent im vergleich zum Vorjahr, die Erlöse Microsofts stiegen aber um 26 Prozent, in der Windows-Gruppe des Unternehmens sogar um 33 Prozent -- was Verluste etwa der Xbox-Sparte locker ausglich und die Argumentation, man brauche hohe Reserven für neue Geschäftsfelder, eher weiter stützte. Sorgenkind bei Oracle dagegen ist gerade der Softwaerverkauf. Die Erlöse im vergangenen Geschäftsjahr sanken um 25 Prozent, der Trend hält auch im laufenden Geschäftsjahr weiter an. Stabil sind aber die Einnahmen aus den anderen Bereichen wie beispielsweise Beratungshonorare oder laufende Gebühren für Softwarelizenzen und Support. Das Unternehmen hatte bereits in der Boomphase begonnen, die Ausgaben zu drücken. Diese Taktik zahlte sich aus, das Verhältnis der Ausgaben zum Gewinn fiel innerhalb von zwei Jahren von 79 auf 63 Prozent.

Intel hat zwar schwierige Zeiten hinter sich und muss sich auf technischer Ebene heftiger Konkurrenz durch AMD erwehren, finanziell steht der Chip-Weltmarktfüher aber unangefochten da. Die Bruttogewinnmarge Intels liegt bei 49 Prozent, AMD kommt nur auf magere 11 Prozent und hat mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Auch Dell geht es vergleichsweise gut: Bei den ersten Zeichen der Krise im Technologiebereich im Jahre 2000 setzte Michael Dell auf Expansion und begann einen Preiskrieg. Statt Gewinnen setzte der Unternehmer auf Marktanteile. Die Strategie ging auf, die Krise ging an Dell nahezu spurlos vorüber. Dazu hat aber auch die deutliche Kostenseknung auf der Fertigungsseite beigetragen. Bei Cisco ist die Situation etwas unkomfortabler: Nach einem Gewinnrückgang im vergangenen Jahr zog das Unternehmen die Kostenbremse. Rund 6000 Mitarbeiter wurden entlassen. Die Bruttogewinnmarge stieg von 55 Prozent im vergangenen auf 69 Prozent in diesem Jahr. (uma)