Xbox-Linux-Hack: Geheimnis um Prämien-Spender gelüftet
Noch in diesem Monat soll die erste Teilsumme des insgesamt 200.000 US-Dollar hohen Preisgelds an die eifrigen Bastler ausgezahlt werden.
Die Entwickler hinter dem Xbox Linux Projekt haben jetzt den Schleier gelüftet: Michael Robertson, der "Vater" des nicht ganz unumstrittenen Linux-Windows-Zwitters Lindows, ist der Stifter der Prämie in Höhe von insgesamt 200.000 US-Dollar für den rechtlich nicht angreifbaren Einsatz des frei verfügbaren und quelloffenen Linux auf der von Microsoft als Black Box ausgelieferten Spielekonsole.
Die Auslobung des ungewöhnlichen Wettbewerbs im Xbox-Hacken hatte zunächst ein großes Rätselraten ausgelöst. Einzelne Beobachter hatten gar vermutet, dass Microsoft-Mitgründer Bill Gates höchstpersönlich als eine Art Advocatus Diaboli die Dollar locker gemacht habe. Die Beobachter sehen Linux auf der Xbox letztlich als Verkaufsförderungsargument für die Konsole an. Die wird zwar momentan zu Dumpingpreisen verramscht, doch über den Verkauf von Spielen für das Gerät erhofft sich Microsoft mittelfristig Gewinne. Ob da die Linux-Freaks nicht doch ab und an schwach werden und ein im Laden erworbenes Spielchen aus Redmond wagen?
Unabhängig von solchen Fragen können sich die Xbox-Hacker aber erst einmal freuen: Robertson, der sich in den vergangenen Jahren als Herausforderer des Redmonder Giganten einen Namen gemacht hat und diesem momentan vor Gericht die Markenzeichenrechte an Windows streitig macht, will die ersten 100.000 US-Dollar Prämie bis Ende Januar unter die insgesamt etwa 20 Projektbeteiligten bringen. Denn wie das vierköpfige Kernteam am Wochenende auf dem 19. Chaos Communication Congress in Berlin vorgeführt hatte, läuft Linux inzwischen klaglos auf der Box. Das entsprechende Softwarepaket ist im Netz kostenlos erhältlich. Die genaue Aufteilung des Preisgeldes ist noch unklar.
Die ebenfalls mit 100.000 US-Dollar belegte Projektstufe "B", in der das frei verfügbare Softwaresystem auf der Spielekonsole ganz ohne Hardwaremodifikationen auskommen sollte, hat die internationale Entwicklergemeinde dagegen noch nicht erreicht. Noch braucht es einen leeren Modchip, der mit dem neuen BIOS der Linuxfreaks geflasht werden muss. Eigentlich sollte die Laufzeit auch für diese zweite Stufe Ende vergangenen Jahres auslaufen. "Doch der Spender hat sie um weitere 12 Monate verlängert", erklärte Milosch Meriac, einer der Programmierer aus dem Hauptteam, gegenüber heise online.
Die Hacker haben damit auch im neuen Jahr alle Hände voll zu tun. Momentan bereiten sie weitere Analysewerkzeuge für die Xbox als Open-Source-Projekt vor. Ihr Ziel ist es, den "verkappten PC" voll interoperabel zu machen. Es könne nicht angehen, so Andy Green, Hardwareexperte der Gruppe, dass Microsoft sich eine Plattform schaffe, auf der nur Software aus Redmond laufe: "Das ist auch ein Fall fürs Kartellrecht", ist sich der Brite sicher. Sonst könne das Modell Schule machen. (Stefan Krempl) / (em)