Nord Stream 1: Russland fackelt Erdgas im Wert von täglich 10 Millionen Euro ab

Nahe der Pipeline Nord Stream 1 wird viel Gas verbrannt. Die BBC hat nun den Wert beziffern lassen, der dort in Licht, Ruß, Wärme und CO₂ aufgeht.

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Der Finne Ari Laine hat die Flamme mit einem Teleobjektiv fotografiert.

(Bild: yle.fi)

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In der Nähe der russischen Erdgas-Verdichterstation Portovaya zur Pipeline Nord Stream 1 werden große Mengen Gas abgefackelt. Informationen des britischen Senders BBC zufolge würden täglich 4,34 Millionen Kubikmeter Gas verbrannt, das entspreche einem Wert von etwa 10 Millionen Euro. Die BBC bezieht sich dabei auf Analysen der Unternehmensberater von Rystad Energy.

Bei dem Gas, das nun nutzlos verbrannt wird und mit täglich 9000 Tonnen CO₂ das Weltklima zusätzlich belastet, handelt es sich vermutlich um jenes, das eigentlich größtenteils über Nord Stream 1 nach Deutschland strömen sollte. Momentan kommen über die Pipeline täglich etwa 30 Millionen Kubikmeter Erdgas.

Die russischen Speicher könnten voll sein und es gebe keinen anderen Abnehmer für das Erdgas, wird vermutet; ebenso, das Gas habe eigentlich zu LNG verflüssigt werden sollen, dabei habe es aber Probleme gegeben, die sich durch das internationale Embargo gegenüber Russland ergeben haben könnte.

Aus Finnland, dessen Grenze nahe Portovaya verläuft, wurde bereits Mitte Juni dieses Jahres über Gasfackeln berichtet. Seinerzeit hatte Gazprom erstmals die Lieferungen nach Deutschland reduziert. Gasfackeln an Verarbeitungsanlagen seien wegen technischer oder aus Sicherheitsgründen nicht unüblich, aber nicht in dem beobachteten Ausmaß, hieß es.

Das Ausmaß der Gasfackel verfolgt die US-amerikanische Wissenschaftlerin Dr. Jessica McCarty, Expertin für die Auswertung von Satellitenaufnahmen. Sie habe ebenfalls im Juni eine große Gasfackel an der Grenze zu Finnland beobachtet, sie sei konstant groß geblieben, berichtet die BBC. Für solche Analysen werden beispielsweise Aufnahmen des Erdbeobachtungsprogramms Copernicus herangezogen.

Seit Mitte Juli liefert Russland wegen angeblicher technischer Probleme noch 20 Prozent über Nord Stream 1, ab 31. August soll über die Pipeline drei Tage lang gar kein Gas strömen. Angeblich wegen Wartungsarbeiten. In den drei Tagen müsse die einzige funktionierende Verdichter-Turbine in Portovaya überprüft und überholt werden. Das werde zusammen mit Spezialisten von Siemens Energy geschehen. Vor drei Wochen hatte das Unternehmen zusammen mit Bundeskanzler Olaf Scholz eine gewartete Turbine präsentiert, die sofort geliefert werden könne.

Klimaforscher sind nicht nur wegen des CO₂ besorgt, das durch das Abfackeln in die Umwelt gelangt, sondern auch wegen des Rußes. Dieser könne sich auf dem arktischen Eis absetzen und dafür sorgen, dass es weniger Sonnenlicht reflektiert und sich stärker aufwärmt.

(anw)