Mehr Zeit für Dekarbonisierung: 125 Flugzeuge könnten Polregionen abkühlen

Mit einem vergleichsweise begrenzten Geoengineering könnten die Polargebiete abgekühlt und der Klimawandel gebremst werden, meinen US-Forscher.

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Eingesetzt werden sollen 125 militärische Tankflugzeuge

(Bild: U.S. Air Force)

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Ein Forscher der Universität Yale schlägt vor, die Sonne über den Polen der Erde von mikroskopischen Partikeln reflektieren zu lassen und die Klimaerwärmung damit zu verlangsamen. Das berichtet Sky News aus Großbritannien und erklärt, dass über ein Abkühlen der Polkappen auch der Anstieg des Meeresspiegels verringern könnte. Die vorgeschlagene Maßnahme helfe nicht gegen den menschengemachten Klimawandel, könne aber ein wichtiges Symptom kurieren, meint Wake Smith demnach: "Es ist Aspirin, nicht Penicillin und kein Ersatz für Dekarbonisierung."

Der von Smith ausgearbeitete Plan für ein begrenztes Geoengineering im Kampf gegen die Klimakatastrophe ist vergleichsweise detailliert, schreibt das britische Nachrichtenportal weiter: Eine Flotte aus 125 militärischen Tankflugzeugen würden demnach jeweils im Frühling und Sommer auf dem 60. Breitengrad – etwa auf Höhe Oslos – in 13 Kilometern Höhe tonnenweise Schwefeldioxid in die Atmosphäre entlassen. Von den natürlichen Luftströmungen würden die dann zu den Polen getragen. 13 Millionen Tonnen Schwefeldioxid im Jahr könnten diese demnach um 2 Grad abkühlen, mittlere Breiten etwas weniger. Nötig wären dafür etwa 175.000 Flüge, doppelt so viele wie an einem normalen Tag weltweit. Kosten würde das mehr als 11 Milliarden Euro pro Jahr.

Der Vorschlag fällt unter das sogenannte "Sonnenstrahlungsmanagement" (SRM), das bereits seit Jahren diskutiert wird. Weil es "gefährlich billig" ist, könnten damit verbundene Risiken besonders leicht ignoriert werden, hat der damals für den Klimawandel zuständige stellvertretende UN-Generalsekretär Janosz Pasztor es einmal ausgedrückt. Auch angesichts der Pläne von Smith gibt es Warnungen, dass solch ein Vorgehen unerwartete Konsequenzen haben könnte. Smith hält dem entgegen, dass in der direkt betroffenen Zone lediglich ein Prozent der Menschheit lebt. Gleichzeitig erwärmen sich die Polarregionen besonders schnell: "Wenn die Kosten-Nutzen-Abwägung irgendwo positiv ausfällt, dann dort", meint er.

Insgesamt geht es bei solchen Vorschlägen lediglich darum, Zeit zu gewinnen. Zwar macht die Menschheit Fortschritte bei der Abkehr von fossilen Brennstoffen, aber die reichen bei Weitem nicht aus, um die Klimakatastrophe abzuwehren. Gleichzeitig werden die Warnungen immer lauter, dass bald Kipppunkte erreicht werden könnten, die zu einer Dynamik führen könnten, die auch dann weiter anhält, wenn die Erderwärmung gestoppt werden sollte. So könnten dann etwa die Eisschilde weiter abschmelzen. Mit Geoengineering könnte das verhindert werden, während die Menschheit mehr Zeit für die Abkehr von fossilen Brennstoffen bekommt, so die Hoffnung. Dabei würde der CO₂-Gehalt der Atmosphäre trotzdem steigen, die Maßnahmen müssten also sehr lange durchgehalten werden.

(mho)