Energiekrise: Gasspeicher zu knapp 90 Prozent gefüllt, Lage weiter angespannt

Die deutschen Gasspeicher werden weiter befüllt, doch die Zunahme dürfte sich in den kommenden Tagen verlangsamen. Die Lage in der Gaskrise bleibt angespannt.

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(Bild: INSAGO / Shutterstock.com)

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Der Füllstand der deutschen Gasspeicher liegt mittlerweile bei fast 90 Prozent, den genauen Wert beziffert am Dienstag (20.09.2022) die Bundesnetzagentur mit 89,67 Prozent. Auch der Speicher Rehden sei zu knapp 75 Prozent gefüllt, wie die Bundesnetzagentur mitteilte. Die Befüllung läuft damit weiterhin deutlich schneller, als geplant: Ein Füllstand von 85 Prozent sollte eigentlich am 1. Oktober, 95 Prozent am 1. November erreicht werden. Die Lage ist trotzdem weiter angespannt, eine Verschlechterung der Situation könne nicht ausgeschlossen werden, schreibt die Bundesnetzagentur in ihrem jüngsten Lagebericht.

Außerdem stünden im September noch zahlreiche Wartungsarbeiten an der Gasinfrastruktur an, unter anderem in Belgien und Norwegen. Für die Versorgungssicherheit der Bundesrepublik seien die aber nicht relevant. Weiterhin gibt es auch Wartungsarbeiten am Speicher Rehden, heißt es noch. Bis zum 24. September werde dort deswegen weder ein- noch ausgespeichert.

Die Gaslieferung über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 wurde von Russland weiterhin nicht wieder aufgenommen, angeblich wegen Mängeln in der Verdichterstation Potovaya. Seit Anfang September werden wohl auch deshalb insgesamt weniger als 3 TWh pro Tag importiert, noch im Juli waren es dagegen fast 4 TWh pro Tag. Zuletzt kam etwas mehr Gas aus Belgien und den Niederlanden, als aus Norwegen. In den Vormonaten waren es dagegen immer etwas fast identische Liefermengen.

Die aktuellen Füllstände der deutschen Gasspeicher liegen derweil teilweise deutlich über den vergleichbaren Speicherständen in den Jahren 2015, 2017, 2018 und 2021. Während der Gasverbrauch der Industrie zuletzt deutlich zurückgegangen ist, lag der Gesamtverbrauch in den Monaten Juli und August wieder über den jeweiligen Vorjahreswerten.

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Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zeigte sich gegenüber der Nachrichtenagentur DPA am Montag erfreut, dass sich die Speicherstände erhöht und der Preis trotz ausbleibender russischer Lieferungen in den vergangenen Wochen gesunken sei. Im Winter solle das Gas aus den Speichern zur Verfügung gestellt werden. "Das heißt aber auch, dass die Speicher dann am Ende des Winters wieder leer sein werden, in diesem Fall richtig leer, weil wir das Gas nutzen werden." Dann müsse man wieder schnell einspeichern. Deshalb sei etwa der Plan, in Lubmin Flüssigerdgas (LNG) anzulanden, wichtig.

Hier soll ein vom Bund gechartertes schwimmendes Terminal etwa 30 bis 40 Kilometer vor Lubmin in der Ostsee befestigt werden und LNG von Tankern entgegennehmen. Eine noch zu bauende Pipeline soll das Gas bis nach Lubmin leiten, von wo aus es über weitere Pipelines verteilt werden soll. In der zweiten Hälfte des kommenden Jahres soll so die Kapazität für etwa fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich bereitstehen.

Nach Worten Habecks könnte zusammen mit weiteren geplanten Terminals dann mehr als die Hälfte der Kapazität von Nord Stream 1 ersetzt werden. Die Ostseepipeline Nord Stream 1, über die inzwischen kein russisches Gas mehr kommt, habe mit ihrer Kapazität von etwa 55 Milliarden Kubikmetern pro Jahr in der Vergangenheit grob die Hälfte des deutschen Bedarfs gedeckt.

Erst vergangene Woche hat Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigt, dass Deutschland schon im Laufe des kommenden Jahres sein gesamtes benötigtes Erdgas unabhängig von Russland werde importieren können. Bereits zum Jahreswechsel sollen die neuen Flüssiggas(LNG)-Terminals ihre Arbeit aufnehmen: "Wir sind dann in der Lage, all das Gas, das wir brauchen, unabhängig von Russland zu importieren", sagte Scholz. Er sei sehr stolz, dass Deutschland das in dieser kurzen Zeit geschafft habe. Das Land sei viel zu abhängig von Russland gewesen.

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Update

Wir haben in diesem Text den Füllstand der Gasspeicher aktualisiert und eine Bewertung der Situation von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ergänzt.

(mho)