Chipkrise: Warum stärkere Abhängigkeiten bessere Lieferketten bieten könnten

Die Politik mobilisiert Milliarden, um Chipfertigung nach Europa zu verlagern. Doch eine wirkliche Autarkie ist selbst mit hohen Subventionen kaum zu erreichen.

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Die große Hoffnung hat eine Heimat gefunden: Gewerbegebiet Eulenberg am südwestlichen Stadtrand von Magdeburg, an der Kreuzung von Autobahn 14 und Bundesstraße 81 gelegen. Hier will der US-Konzern Intel im kommenden Frühjahr damit beginnen, zwei Halbleiterfabriken zu errichten. 17 Milliarden Euro soll der Aufbau der gigantischen Werke kosten, 3.000 Arbeitsplätze sollen hier einmal entstehen – und ab 2027 die Produktion der Chips starten. Sowohl für Intel selbst als auch für Industriekunden. Eine Stunde nur ist es beispielsweise über die Autobahn bis zum VW-Werk in Wolfsburg, etwa doppelt so lang bis zur Tesla-Gigafactory bei Berlin.

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Ein kurzer Weg für die neuen Halbleiter, ein großer Schritt für eine Unabhängigkeit von asiatischen Lieferketten? Die Intel-Ansiedelung, im März dieses Jahres bekannt gegeben, dient vielen Politikern und Branchenorganisationen als ein wichtiges Symbol: Mit mehr Chips "Made in Europe" wollen die europäischen Staaten ihre Wirtschaft ein Stück weit abkoppeln von geopolitischen Unsicherheiten: Die neuen Werke bei Magdeburg seien "ein wichtiger und starker Impuls für die Wirtschaft in schwieriger Zeit und ein zentraler Sprung für die digitale Souveränität Europas", sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im März. Der neue Standort soll zum einen die Intel-eigene Lieferkette absichern, aber auch als Auftragsfertiger Kapazitäten für große Industriekunden bereitstellen. Insbesondere die Automobilindustrie und ihre Zulieferer sind logische Kunden, die neugierig auf den Standort blicken. Man wolle mit den Magdeburger Fabriken "zu einem ausgewogeneren globalen Halbleitermarkt" beitragen, teilt Intel mit.

Das dürfte auch notwendig sein. Denn die Halbleiterfertigung ist eigentlich ein Musterbeispiel globalisierter Arbeitsteilung. Politische Spannungen wie der Handelskrieg zwischen den USA und China, die weltweite Coronakrise und der Ukraine-Krieg brachten den Mechanismus jedoch ins Stocken. Durch Produktionsausfälle, Schließungen, Frachtprobleme und hektisch stornierte und dann wieder getätigte Bestellungen geriet die sorgsam getaktete Halbleiter-Lieferkette aus dem Takt. Die Folge: Auf manche Produkte, wie etwa auf Autos, müssen die Kunden monatelang warten.

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