Wie zeige ich meinem Chef, dass ich im Homeoffice produktiv bin?
Manche Chefs denken, Angestellte wären im Homeoffice unproduktiv. Die sehen das oft aber ganz anders. Wie löst man diesen Ansichtenkonflikt?
Gelegentlich herrschen unterschiedliche Vorstellungen darüber, wie produktiv Menschen im Homeoffice arbeiten. Während Angestellte sich weiter für produktiv halten, sind Chefs sich da nicht immer sicher – wie zuletzt eine Microsoft-Studie zeigte. Wie man diesen Konflikt auflöst und woher er überhaupt rührt, erklärt iX-Autor Stefan Mintert im Kurzinterview.
Offenbar fĂĽrchten sich viele Chefs immer noch davor, ihre Angestellten wĂĽrden im Homeoffice nicht so produktiv arbeiten. Haben sie damit am Ende sogar recht?
Ich rate diesen Chefs, sich mit der Frage auseinanderzusetzen, was "produktiv" bedeutet. Darin besteht die Chance, die Zusammenarbeit mehr auf die Ergebnisse auszurichten und nicht auf zu erledigende Aufgaben. "Outcome over output" ist hier ein häufig verwendeter Ausdruck, um klarzumachen, dass Ergebnisse wichtiger sind als das stumpfe Abarbeiten von Arbeitspaketen.
Dabei können beide Seiten profitieren. Der Chef muss nicht überwachen, dass Arbeit ausgeführt wird, und der Mitarbeiter bekommt vielleicht das Gefühl, einen echten Beitrag zu leisten.
Was können denn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – außer dem Einrichten von Fake-Calls und -Terminen im Firmenkalender – unternehmen, um ihren Bossen diese Ängste zu nehmen?
An der Frage gefällt mir, dass die Mitarbeiter selbst aktiv werden, und dem Boss auch Ängste zugestanden werden. Die Frage enthält bereits viel von der Antwort.
Mein Rat: Beide Seiten sollten bemüht sein, in einem Dialog die jeweils andere Seite zu verstehen, ihre Bedürfnisse und Ängste. Mitarbeiter sollten nicht für einen Boss, sondern mit einem Boss arbeiten. Wenn der Boss es schafft, aus einer vertikalen Führung ("Ich sage dir, was du tust") zu einer horizontalen zu kommen ("Lass uns gemeinsam herausfinden, was wir erreichen wollen und sag mir, welche Unterstützung ich dir geben kann"), ist das Fundament gelegt, damit die Ängste verschwinden.
Die genannten Tricks der Angestellten implizieren, Aktivität wäre mit Produktivität gleichzusetzen. Du hast ja schon angedeutet, dass das die falsche Maßeinheit für Produktivität ist. Wie können Chefs sie stattdessen richtig messen?
Die Maßeinheit ist definitiv nicht richtig. Ich erwarte von einem Chef, dass er eine Vorstellung davon hat, welche Ergebnisse ein Unternehmen, ein Bereich, eine Abteilung erzielen kann und möchte. Diese Vorstellung sollte er mindestens mit den Mitarbeitern teilen; noch wirksamer ist es, wenn sich alle gemeinsam Ziele setzen.
Das Herunterbrechen von Unternehmenszielen auf Ergebnisse, die ein Bereich, eine Abteilung und ein Einzelner erreichen, schafft eine starke Verbundenheit. In diesem Vorgang beantworten alle gemeinsam die Frage, welche Maßeinheit im Einzelfall die richtige ist. Es sei erwähnt, dass in einer agilen Vorgehensweise auch etwa der Kunde oder Anwender mit von der Partie ist und geeignet eingebunden wird.
Videos by heise
Stefan, vielen Dank fĂĽr deine Antworten. In der Studie "Work Is Just Work. Are We Doing It Wrong" stellt sich Microsoft auf die Seite der Angestellten. Mehr Informationen zum FĂĽhren verteilter Softwareentwicklungs-Teams finden sich im Heise+-Artikel von Stefan Mintert.
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(jvo)