Klimawandel: Swiss Re rechnet mit 270 Milliarden Dollar für Klimaziele

Laut einer Studie braucht es 270 Milliarden Dollar und Gesetze für Investitionen, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Im Verkehr ist das Defizit am größten.

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Ladesäulen

Laut Swiss Re liegt der Sektor "Verkehr" am weitesten zurück – hier sollte in Elektromobilität und ihre Infrastruktur wie die Ladesäulen im Bild investiert werden.

(Bild: Florian Pillau)

Lesezeit: 3 Min.

Eine neue Studie des Swiss Re Institute stellt fest, dass bei Weitem nicht genügend Mittel in den Klimaschutz fließen. Die heute in Zürich vorgestellte Untersuchung berechnet, dass zur Erreichung des Netto-Null-Ziels bis 2050 des Pariser Abkommens deutlich früher wesentlich mehr in den Klimaschutz investiert werden muss. Das freie Spiel der Marktkräfte allein könne zu den Fortschritten bei der Dekarbonisierung der Wirtschaft nicht genug beitragen, vielmehr müssten entsprechende Rahmen von den Gesetzgebern geschaffen werden.

Ein Vergleich der dazu nötigen Investitionen für Energie, Verkehr, Gebäude und Industrie mit den bisherigen Ausgaben ergibt eine Investitionslücke von mehr als 270 Mrd. US-Dollar für die Zeit von 2022 bis 2050.

Am weitesten zurück liegt der Studie zufolge der Verkehrssektor mit geschätzten 114 Mrd. US-Dollar. Die größten Investitionen seien hier für den Aufbau der Infrastruktur für die Elektromobilität nötig.

Im Energiesektor betrage die Investitionslücke 78 Mrd. US-Dollar, mit dem größten Defizit bei den Erneuerbaren Energien und ihrer Infrastruktur. Für die Bereiche Gebäude und Industrie wird der Investitionsbedarf auf 65 Mrd. US-Dollar respektive 14 Mrd. US-Dollar geschätzt, die fehlen, um die nötigen Standards bei der Energieeffizienz zu schaffen.

Jérôme Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re sagt: "Die Investitionen in die Dekarbonisierung sind zwischen 2016 und 2021 durchschnittlich um fünf Prozent pro Jahr gestiegen. Wenn sie mit dem bisherigen Tempo weitersteigen, wird das Zieljahr 2050 für Netto-Null-Emissionen wohl um 20 Jahre verfehlt. Die Ermittlung der Klimainvestitionslücke macht es möglich, die jährlichen Fortschritte auf dem Weg zu einer Wirtschaft mit Netto-Null-Emissionen zu verfolgen. Der Wandel lässt sich aber nur dann in dem erforderlichen Tempo erreichen, wenn öffentlicher und privater Sektor zusammenarbeiten, um Kapital aufzubringen und gezielt einzusetzen."

Der Vorschlag von Swiss Re lautet, die Investitionen Jahr für Jahr schrittweise und kontinuierlich über den bisherigen jährlichen Wachstumstrend hinaus zu steigern, bis die Lücke Mitte des Jahrhunderts geschlossen ist. Dabei solle der öffentliche Sektor den Rahmen dafür schaffen, dass mehr privates Kapital in die Bekämpfung des Klimawandels fließe.

Die Regierungen sollten direkt in klimafreundliche Projekte investieren und in wichtigen Märkten einen klaren politischen Rahmen setzen. Um Anreize und Vertrauen für klimafreundliche Investitionen zu setzen, sollten die Finanzaufsichtsbehörden entsprechende Regeln aufstellen. So sagt Jérôme Haegeli: "Vom Gesamtvolumen des globalen Anleihenmarktes entfallen nicht einmal zwei Prozent auf den Markt für grüne Anleihen. Das ist bei Weitem nicht genug. Es muss mehr getan werden, um Investitionshemmnisse abzubauen und die Taxonomie für Klima- und Umweltinvestitionen international zu vereinheitlichen."

Dabei sieht Swiss Re eine wichtige Funktion bei der Versicherungswirtschaft. Wegen ihres "langen Zeithorizonts ihrer Verbindlichkeiten und Kapitalanlagen können institutionelle Investoren wie Pensionskassen oder Versicherer bei der Klimawende eine bedeutende Rolle spielen."

(fpi)