Satelliteninternet Starlink als (noch eher unpräzise) GPS-Alternative nutzbar

Auch ohne Hilfe von SpaceX ist es US-Forschern gelungen, über Starlink Positionen zu bestimmen. Es wäre die erste privatwirtschaftliche GPS-Alternative.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 29 Kommentare lesen

(Bild: CG Alex/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Signale des Satelliteninternets Starlink von SpaceX können als Alternative zum globalen Positionsbestimmungssystem GPS benutzt werden, ohne dass SpaceX dafür irgendetwas machen muss. Das hat eine Forschungsgruppe der Universität von Texas in zwei Jahre langer Arbeit und ohne Unterstützung durch SpaceX herausgefunden, berichtet das US-Wissenschaftsmagazin Technology Review.

Wie das Team um Todd Humphreys vom Radionavigation Laboratory jetzt erläutert, haben sie bislang lediglich eine Bestimmung der Position auf 30 m genau erreicht, theoretisch sei aber eine Präzision auf einen Meter genau möglich. Ein anderes Forschungsteam hat demnach sogar bereits eine Genauigkeit von 10 m erreicht.

Wie die Technology Review erklärt, hatte Humphreys Team anfangs die Aussicht auf eine Zusammenarbeit mit SpaceX. Dann habe Firmenchef Elon Musk aber erklärt, dass man jedwede Ablenkung vermeiden müsse. Deshalb habe sich die Gruppe selbst eine Starlink-Antenne gekauft und über die Verbindung nonstop "hochaufgelöste Tennisvideos von Rafael Nadal über YouTube" gestreamt. Den konstanten Traffic habe man dann mit einer zweiten Antenne untersucht und überraschend viele Synchronisierungssignale gefunden.

Pro Millisekunde gebe es etwa vier solcher Signale, "das ist einfach wunderbar für die Zweitverwertung als Positionsbestimmungssystem". Zusammen mit den Informationen zur Position der Starlink-Satelliten, die eigentlich zur Kollisionsvermeidung publik gemacht werden, lasse sich ziemlich genau ermitteln, wo die Starlink-Antenne steht.

Mit einer Genauigkeit von gerade einmal ungefähr 30 Metern und einer Starlink-Antenne als Voraussetzung ist die Technik aktuell keine Alternative zu weithin verfügbaren Systemen wie GPS, Galileo oder Glonass. Aber all die werden von Staaten betrieben, Starlink wäre die erste privatwirtschaftlich verantwortete Alternative. Sollte SpaceX kooperieren und vor allem genauere Positionsdaten zu den Satelliten freigeben, könnte eine Genauigkeit erreicht werden, die zu den bestehenden Systemen konkurrenzfähig wäre.

Außerdem handelt es sich bei der vorgestellten Nutzung um eine zusätzliche Auswertung von Signalen, die primär Informationen übertragen und eine Verbindung zum Internet darstellen. Es handelt sich also um eine Art Mehrwert bereits nützlicher Signale. Humphreys weist aber noch darauf hin, dass die Regelmäßigkeit der Synchronisierungssignale von Starlink mögliche Attacken erleichtern würden.

SpaceX baut Starlink seit 2019 auf, weit über 2000 aktive Satelliten binden weite Teile Nordamerikas, Europa sowie Teile Südamerikas und Australiens an. In Afrika, Asien und der Antarktis gibt es bislang lediglich Tests, trotzdem hat der Dienst damit bereits alle sieben Kontinente erreicht. Künftig sollen 30.000 Satelliten vorgeblich Regionen über Starlink einen schnellen Internetzugang bekommen, die über konventionelle Technik nicht wirtschaftlich anzubinden sind.

Seit dem Frühjahr wird die Technik genutzt, um in den Kriegsgebieten in der Ukraine Internetverbindungen herzustellen, aktuell wird darüber diskutiert, Menschen im Iran darüber Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Die jetzt in einem noch nicht geprüften wissenschaftlichen Artikel vorgestellte Studie zu Starlink als GPS-Alternative unterstreicht, dass die Bedeutung des Systems in ihrer Gesamtheit noch nicht zu überblicken ist.

(mho)